Corona Journal - Netzwerk Frühe Hilfen Bonn

01.02.21, 10:27
Thomas Schnorr

Die Coronakrise mit dem Lockdown im Frühjahr wirkte sich direkt auf die Arbeit in allen Bereichen aus. Die ambulante Arbeit mit den Familien lebt durch den direkten Kontakt und findet im Umfeld der Familien statt. Die Kontaktgestaltung auf Distanz wurde zu einer großen Herausforderung. Familien waren verunsichert durch den Wegfall der Institutionen wie Schule, OGS, KiTa, sowie die diffuse Angst vor Ansteckung.

Die Anfangszeit des Lockdown zeichnete sich durch Krisenmanagement aus und spiegelte sich in allen Bereichen des täglichen Lebens wider.

Für Familien, die bereits vor Corona am Rande der Gesellschaft standen, verschlechterte sich die Situation durch die Coronakrise erneut. Der Wegfall der Institutionen für die Kinder ist be­sonders schwer im elterlichen Haushalt aufzufangen. Sie sind dadurch in Schule und im freizeitpädagogischen Bereich benachteiligt. Darüber hinaus ging bei vielen Familien die Alltagsstruktur verloren.

Ein erhöhter Medienkonsum und mehr strittige Situationen wie z.B. durch Überforderung beim Homeschooling waren die Folge. Eitern mit psychischen Erkrankungen oder gesundheitlichen Einschränkungen waren sehr angespannt und ängstlich, am Rand ihrer Belastbarkeit.

Gleichwohl gab es aber auch eine große Solidarität untereinander - alle haben das gleiche Thema und damit eine gemeinsame Sorge/Angst. Viele Familien nutzten die Zeit des Lockdowns zum gemeinsamen Kochen und Spielen.

Auf der Ebene der Mitarbeitenden des freien Trägers war besonders zu Beginn der Krise Verunsicherung zu spüren. Viele Fragen stellten sich:

  • Wie kann die Kontaktgestaltung mit den zu betreuenden Familien mit den gebotenen Hygienevorschriften gut aufrechterhalten werden?
  • Wie wird sich die Krise auf die wirtschaftliche Lage und damit auf den eigenen Arbeitsplatz auswirken?

Bei einem erneuten Lockdown sollten die Kinder aus den o.g. Familien Anspruch auf Betreuung haben, zur Verbesserung der Chancengleichheit. Die finanziellen Bedarfe der Familien müssen mehr Berücksichtigung finden, ebenso die wirtschaftliche Sicherheit für die freien Träger der Erziehungshilfe, sowie die Finanzierung von Schutzmaterial und regelmäßiger Coronatests für Mitarbeitende der ambulanten Erziehungshilfe.