Hans-Ulrich Klose ist auch ein Flücht-
ling.
Er erzählt seine Geschichte in einer
von dem Journalisten Stephan Pesch mode-
rierten Podiumsdiskussion. 1935 in Bran-
denburg geboren, wuchs Klose in der 1949
gegründeten DDR auf – und zum Demo-
kraten heran. Damit eckte er in seinem zu
einem totalitären Staat gewordenen Hei-
matland zwangsläufig an. Als Staatsfeind
wanderte er 1956 für ein Jahr ins Gefäng-
nis. Nach seiner Entlassung
floh er nach Westdeutsch-
land, kam nach Korschen-
broich. Der Rest ist Ge-
schichte, ist man fast ver-
sucht zu sagen: Klose en-
gagierte sich, wurde 1961 in
den Gemeinderat gewählt. Später wurde er
Bürgermeister von Korschenbroich, stell-
vertretender Landrat und
Vizepräsident des Düssel-
dorfer Landtags. „Ich habe
zwei Heimaten“, sagt er.
Die erste ist sein Geburts-
ort Rüdersdorf bei Bran-
denburg, die zweite der Rhein-Kreis Neuss.
Ein Stück Heimat hat der Caritasver-
band am 30. Juni mitten in Grevenbro-
ich aufgebaut. Der Verband hat anläss-
lich des Caritas-Jahresthemas zu einem
Begegnungsfest geladen.
Verschiedene
Auf der Suche
nach Heimat
Dienste und Einrichtun-
gen präsentieren sich, in-
formieren über ihre Hilfs-
und Beratungsangebote.
Es gibt Kuchen, Grillwürstchen,
Getränke, nette Gespräche,
Straßenmusik. Die Atmo-
sphäre ist heiter, ungezwun-
gen, freundlich – heimatlich
eben.
Die Kölner Theatergrup-
pe „Eissplittertorte“ setzt sich szenisch mit
Heimat auseinander. Mit Worten und Ges-
ten präsentiert das Ensemble Fröhliches,
Melancholisches oder Nachdenkliches zum
Thema. Was die Damen der „Eissplitter-
torte“ über Heimat denken, findet sich übri-
gens in den roten Einsprengseln in diesem
Beitrag.
Die Heimat von Joachim
Drossert ist nicht mehr da.
Weggebaggert. Drossert ist in
Garzweiler geboren. Der Ort musste
dem Braunkohletagebau weichen. „Das
Gewachsene lässt sich nicht einfach
durch ein neues Dorf,
durch ein neues Haus
ersetzen. Man muss Hei-
mat neu finden, sich selbst
neu er-finden“, sagt er in der
Podiumsdiskussion.
Damit beschreibt Drossert treffend, was
Flüchtlinge fühlen,
die ihre alte Hei-
mat hinter sich las-
sen mussten, um
Krieg und Not zu
entkommen. Was
diese Art von Hei-
matlosigkeit mit
Menschen macht, weiß Andreas Sellner,
Diözesan-Caritasreferent für die Gefährde-
tenhilfe. Für ihn gehört zu Heimat, die In-
tegration möglich macht, nicht nur ein
Dach über dem Kopf. „Heimat
finden ist damit verknüpft, eine
Wohnung zu finden“, meint er.
Wohnraum für Menschen in
Not sei heute oft nicht auf dem freien Woh-
nungsmarkt, sondern nur über Beziehungen
zu finden, weiß Ursula Baum, die sich als
caritas
aktuell
2/ 2017
2
Schwerpunkt
Zusammen sind
wir Heimat
„Ich bin ein Stück
Heimat – für meine
Schwester, meine
Kinder, meine Enkel.“
„Heimat ist unsere
Kultur – Goethe, Cra-
nach, Beuys, Millo-
witsch, die Bläck
Fööss und die Höhner.“
„Heimat ist
der Obstgarten
zuhause.“
„Heimat ist ein
Gespräch mit
den Nachbarn.“