caritas aktuell - Ausgabe 03/2017 - page 7

caritas
aktuell
2/ 2017
7
Meine Kinder haben unter meiner Sucht
gelitten. Ich habe ihre Bedürfnisse nicht
gesehen, weil ich selbst in meiner Sucht
gefangen war“, sagt er.
Kinder aus sucht-
belasteten Familien leben in permanenter
Überforderung, fühlen sich oft hilflos und
schuldig.
Nicht selten sehen sie den Grund
für die Sucht ihrer Eltern bei sich selbst,
sagt Klein: „Mama trinkt, weil ich schlechte
Noten habe.“ Wenn der Vater und/oder die
Mutter suchtkrank sind, ist eine unbe-
schwerte Kindheit nicht mehr möglich. Die
Kinder müssen extreme Stimmungsschwan-
kungen aushalten, Streit schlichten und
Aufgaben übernehmen, zu denen die El-
tern nicht mehr in der Lage sind. Nicht
zuletzt haben diese Kinder selbst ein erhöh-
tes Risiko, später suchtkrank zu werden.
Vier Kinder fährt Jürgen Hoogen auf
seiner Tour zum KiZ-Angebot. Manchmal
kommt er mit ihnen ins Gespräch. Seine
eigene Suchtvergangenheit verschweigt er
dabei nicht. Dass KiZ den Kindern gut tut,
merkt Hoogen. Einige kennt er von seinen
Fahrten schon seit zwei Jahren. Da entwi-
ckelt man ein Gespür für Stimmungen.
Hoogen merkt aber auch, dass das Ehren-
amt ihm selbst gut tut: „Es ist ein schö-
nes Gefühl, etwas Gutes zu tun. Ein biss-
chenMenschlichkeit ist gut für die Seele.“
Fahrer gesucht!
Um möglichst vielen betroffenen
Kindern die Teilnahme an KiZ zu er-
möglichen, sucht der Caritasverband
ehrenamtliche Fahrer. Die KiZ Grup-
pen finden montags bis donnerstags
statt (Hinfahrt ca. 14.00 Uhr, Rück-
fahrt ab 17.00 Uhr). Ein eigener Pkw
ist erforderlich, Kilometer werden er-
stattet.
Info:
Manfred Klein
Tel. 02131-889162
s-neuss.de
Rechtskundeprojekt für Geflüchtete
Integrationsminister beeindruckt
Im Frühjahr ist das Pilotprojekt „Rechtkunde für erwachsene Geflüchtete“ mit drei
Gruppen in Neuss und einer in Meerbusch gestartet. Der Caritas-Fachdienst Integration
und Migration vermittelt Geflüchteten darin Kenntnisse zu demokratischen Grundwer-
ten und wesentlichen Rechtsgebieten. Die Kurse sollen ebenfalls zu Gesprächen über
gesellschaftliche Wertvorstellungen und Verhaltensnormen anregen, Berührungsängste
zu staatlichen Institutionen ab- und das Vertrauen in den Rechtsstaat aufbauen.
Das Projekt wird vom NRW-Integrationsministerium finanziert. Der Unterricht wird
durchgeführt von Referentinnen aus dem Justizministerium. Die Teilnehmer stammen
aus Irak, Afghanistan, Guinea, Eritrea, Ägypten, Syrien und Indien. Um sprachliche Bar-
rieren zu überwinden, fungieren Integrationslotsen der Stadt Neuss zusammen als
Sprachmittler.
Am 13. April machte sich der damalige Integrationsminister Rainer Schmeltzer im
Rahmen eines Besuchs in der Flüchtlingsunterkunft am Nordbad in Neuss selbst ein Bild
von dem Projekt. Er lobte die Umsetzung und zeigte sich sehr erfreut über die Diskus-
sionsbereitschaft der Geflüchteten.
1,2,3,4,5,6 8,9,10,11,12,13,14,15,16,17,...20
Powered by FlippingBook