caritas aktuell - Ausgabe 03/2017 - page 14

caritas
aktuell
2/ 2017
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Der Mann in der schwar-
zen Soutane macht neugierig.
Schüchtern bleiben die Kin-
der in der Flüchtlingsunter-
kunft am Nordbad in Neuss
vor ihm stehen – in den klei-
nen Gesichtern ringen Neu-
gier und Scheu miteinander.
Dann geht der Mann in die Knie
und damit auf Augenhöhe. Er
hebt die Hand – und die Kinder
klatschen nach kurzem Zögern
fröhlich ab: High Five. Weih-
bischof Dominikus Schwader-
lapp hat wieder ein paar kleine
Herzen für sich gewonnen.
Es werden nicht die einzigen
sein an diesem Tag. Der Köl-
ner Weihbischof ist auf Visi-
tationsreise durch das Deka-
nat Rhein-Kreis Neuss.
Aus
der historischen Bedeutung he-
raus ist eine Visitation ein Kon-
„High Five“ mit dem Weihbischof
oder im Café Alltäglich in
Grevenbroich-Niedererft.
Ein Schwerpunkt ist die
Flüchtlingsunterkunft am
Nordbad, die die CaritasSozi-
aldienste Rhein-Kreis Neuss
GmbH gemeinsam mit dem
Kreisverband des Deutschen
Roten Kreuzes betreut.
Der
Geistliche sucht das Gespräch
mit den Flüchtlingen und den
Ehrenamtlichen, die ihnen bei
der Integration in Deutschland
helfen.
DerWeihbischof ist be-
eindruckt – sowohl von der
Motivation der Flüchtlinge als
auch vom Engagement der
Ehrenamtlichen.
Gerade was
die Freiwilligen am Nordbad
leisten, ist überragend, betont
Dorota Hegerath, die die ehren-
amtlichenAngebote der Flücht-
lingshilfe im Rhein-Kreis koor-
diniert. Die Freiwilligen bemü-
hen sich, die Flüchtlinge aus
der anonymen Masse in die Ge-
sellschaft zu holen. „Es ist wich-
tig, dass wir den Flüchtlingen
einen Namen und ein Gesicht
geben“, meint ein Ehrenamtler.
Schwaderlapp erfährt auch,
wo der Schuh drückt.
Arbeit
undWohnraum zu finden, ist
die größte Hürde auf dem
Weg zur Integration. Es fehlt
an bezahlbarem Wohnraum
für Flüchtlinge und für Men-
schen, die nur ein kleines Ein-
kommen haben oder in sozi-
alen Schwierigkeiten stecken,
erläutert
Caritasdirektor
Norbert Kallen.
Ein Bewohner der Unterkunft
schildert, dass er seit 19 Mona-
ten in einem Zwölf-Quadratme-
trollbesuch, um zu sehen, ob in
den Gemeinden alles seine
Ordnung hat. Heutzutage geht
es dem Weihbischof eher da-
rum, sich ein Stimmungsbild
zu verschaffen: Was läuft gut?
Wo gibt es Verbesserungsbe-
darf? Was stört die Basis?
Im Rhein-Kreis Neuss be-
sucht Weihbischof Schwader-
lapp eine Reihe von Caritas-
Einrichtungen.
Er ist unter an-
derem zu Gast in den Caritas-
häusern St. Josef in Nievenheim
und St. Elisabeth in Rommers-
kirchen, bei den Soziallotsen in
Grevenbroich-Elsen, im sozia-
len Zentrum „Alte Molkerei“ in
Grevenbroich, beim Netzwerk
55+ und in der Flüchtlingscafé
Kaarst, beim Frühstück mit
Obdachlosen in Neuss-Mitte
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