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Sonderausgabe
Schattenbericht der Nationalen Armutskonferenz
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Sieht so Fördern aus?
Wir haben Menschen gefragt, die von Grundsicherung leben
Hunderte armer und obdachloser Menschen werden täglich von der Berliner Bahnhofsmission am Zoo betreut
„Ich bin froh, dass mein Freund und meine Mutter mir
beim Ausfüllen der Formulare helfen. Da stehen immer so
komplizierte Sätze drin; das hochgestochene Deutsch verst-
ehe ich doch nicht.“
Corinna M. (35)
„Dauernd muss man Anträge ausfüllen, auch wenn sich
nichts geändert hat. Dann arbeiten die so langsam, dass die
erste Rechnung vom Kindergarten kommt, und es ist kein
Geld da. Immer muss man dahin gehen, anrufen nützt ja
nichts. Das ständige Um-Erlaubnis-Fragen und Betteln
nervt.“
Klaus-Dieter P. (53)
„Man sagte mir, wenn ich nicht jede Woche anrufe, ver-
gesse man mich vor lauter Fällen.“
Martina P. (42)
„Wenn man nicht in die vorgefertigten Anträge passt, hat
man verloren.“
Richard G. (38)
„Nach dem Umzug mussten wir einen Lebensmittelgut-
schein beantragen, weil das Geld in diesem Monat nicht
reichte. Es wird dir im nächsten Monat wieder vom Bezug
abgezogen, aber es war dringend nötig. Da stehst du dann
mit dem knallroten Schein für 50 Euro an der Kasse, musst
den Perso vorzeigen und alle schauen dich an – wie pein-
lich.“
Verena B. (48)
Auszüge aus: „
Armen eine Stimme geben
“,
Freie Wohlfahrtspflege NRW
Klaus Stuttmann
Andreas Düllick ©VG Bild-Kunst
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