Thomé profitiert von einem beson-
deren Projekt, das jetzt im Rhein-Kreis
Neuss angelaufen ist. „Soziale Teilhabe
am Arbeitsmarkt“ lautet der Titel. Da-
hinter steckt ein Programm des Bundes-
arbeitsministeriums. Es soll Langzeitar-
beitslosen mit „multiplen Vermittlungs-
hemmnissen“, z.B. gesundheitlichen Ein-
schränkungen, die Chance eröffnen, wie-
derAnschluss an denArbeitsmarkt zu fin-
den.
Insgesamt fördert der Bund bis Ende
2018 rund 20.000 Arbeitsplätze mit insge-
samt bis zu 750 Millionen Euro. Die Ar-
beitsplätze werden über die lokalen Jobcen-
ter vergeben, alle Plätze sind schon besetzt.
Die Besonderheit: Es geht nicht um Ar-
beitsprojekte oder Beschäftigungsmaßnah-
men, sondern um „echte“ sozialversiche-
rungspflichtige Arbeitsplätze, wenn auch
befristete.
„Die Leute, die wir hier einstel-
len, sind keine ‘Maßnahmenteilnehmer‘,
sondernMitarbeiter und Kollegen mit al-
len Rechten und Pflichten“, betont Hart-
mann.
Statt „Hartz IV“ haben sie nun ein
Gehalt, das sich am gesetzlichen Mindest-
lohn orientiert. Und im Lebenslauf steht für
2017 und 2018 nicht „arbeitssuchend“, son-
dern zum Beispiel „Zweiradmechanikerhel-
fer“ oder „Helfer Lager Logistik“. Für einen
Langzeitarbeitslosen ist das ein enormer Mo-
tivationsschub, sagt Annika Marks, die das
Projekt bei den CaritasSozialdiensten als
Jobcoach begleitet: „Viele fragen ungläu-
big: ‘Habe ich jetzt einen richtigen Vertrag?’
Sie fühlen sich damit ganz anders wert-
geschätzt und sehen es als große Chance.“
Bei „Soziale Teilhabe amArbeitsmarkt“
geht es aber um viel mehr als um das gute
Gefühl. Zu demBundesprogramm gehört
eine intensive Begleitung der Arbeits-
kräfte, inklusive Unterstützung im späte-
ren Bewerbungsprozess und bei der Job-
suche nachAbschluss desArbeitsverhält-
nisses.
Die 50Arbeitsverhältnisse imRhein-
Kreis betreuen die CaritasSozialdienste – in
Person der Jobcoaches Annika Marks und
BarbaraWever. AmAnfang steht eine Clea-
ringphase, in der die Caritas-Fachkräfte ge-
meinsam mit den vom Jobcenter vermittel-
ten Bewerbern klären, welche Tätigkeiten,
Aufgabenbereiche und welcher Stundenum-
fang in Frage kommen. Eingestellt wurden
Zweiradmechanikerhelfer, Helfer in der
Auftragsbearbeitung, kaufmännische Hilfs-
kräfte, Küchen- und Servicehilfen, Helfer
Lager Logistik, Fahrer und Schreinereihelfer.
Annika Marks und Thilo Hartmann halten
es für durchaus realistisch, dass es der eine
oder andere über das Programm auch lang-
fristig schafft, in Arbeit zu bleiben – auch
wenn das sicherlich nicht für alle eine realis-
tische Perspektive ist. Ein Erfolg kann die
„Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt“ aber
auch dann sein, wenn sich zum Beispiel
eine Folgemaßnahme oder eine Qualifizie-
rung anschließt, sagt Annika Marks.
caritas
aktuell
1/ 2017
17
in unmittelbarer Bahnhofs-Anbindung si-
cher in einem abgeschlossenen und über-
wachten Bereich abstellen können. Die Ver-
mietung von Leihfahrrädern (ab 10 Euro
pro Tag, E-Bikes ab 25 Euro) sowie die Or-
ganisation von Fahrradtouren im Rhein-
Kreis Neuss runden das Angebot ab.
Radstation Neuss
Further Str. 2, 41462 Neuss
Öffnungszeiten: Mo - Fr: 6:00 - 18:00 Uhr
Tel. 02131 661989-0
E-Mail:
Radstation Grevenbroich
Bahnhofsvorplatz 23, 41515 Grevenbroich
Öffnungszeiten: Mo - Fr: 7:00 - 13:00 Uhr
Tel. 02181 162685
Radstation Dormagen
Willi-Brandt-Platz 1, 41539 Dormagen
Öffnungszeiten: Mo - Fr: 06:30 – 18:00 Uhr
Tel. 02133 9749234
Fachbereich Arbeit und Beschäftigung
Thilo Hartmann
Rheydter Str. 176, 41464 Neuss
Tel. 02131/889-211
Bereits im Mai 2016 wurde in den Räu-
men der katholischen Pfarrei St. Peter und
Paul in Grevenbroich unter dem Titel
„working space“ ein Lern- und Bibliothek-
raum eingerichtet. Das Angebot wurde
durch Ehrenamtliche
der Initiative „Recht
auf Spiel“ entwickelt
und aufgebaut. Träger
ist der Caritas-Fach-
dienst für Integration
undMigration mit Un-
terstützung der „Ak-
tion Neue Nachbarn“.
Die Bibliothek bie-
tet Interessierten ne-
ben vielfältigen Materialien zum Deutsch-
lernen auch belletristische Werke in ein-
fachem Deutsch, fremdsprachige Literatur
sowie Informationen zu den Themen
Flucht und Asyl an. Im „working space“,
der lebenden Bibliothek, können sich Be-
Die lebende Bibliothek
sucher austauschen und Geflüchtete ihre
Deutschkenntnisse in Selbststudium ver-
bessern. Hier können sie aber auch mit Hil-
fe von Freiwilligen der Initiative Recht auf
Spiel oder des Netzwerks Flüchtlingshilfe
Grevenbroich sämtli-
che Fragestellungen
aus demAlltag klären
und erhalten Unter-
stützung bei der Er-
stellung von Bewer-
bungen. Seit Oktober
2016 wurde das An-
gebot zudem um eine
Hausaufgabenbetreu-
ung erweitert.
Für seinen innovativen und erfolgrei-
chen Ansatz hat das Projekt im Herbst
2016 den Elisabethpreis gewonnen, der
herausragendes soziales Engagement im
Erzbistum Köln würdigt.