caritas aktuell - Ausgabe 01/2017 - page 8

caritas
aktuell
1/ 2017
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Die Anfänge waren bescheiden:
Vor
zehn Jahren gab es im Rhein-Kreis Neuss
kaum eine Handvoll Familienzentren. Sie
sollten nicht nur eine optimale frühkind-
liche Betreuung und Bildung als Kinder-
tagesstätte sicherstellen, sondern darüber
hinaus auch den Eltern Information, Be-
ratung und Unterstützung im Hinblick auf
Erziehungskompetenz sowie Vereinbarkeit
von Familie und Beruf geben.
Als Knotenpunkte im Sozialsystem
laufen in den als Familienzentren zerti-
fizierten Kitas verschiedene familien-
und kinderunterstützende Angebote zu-
sammen. Dazu gehört auch die Bera-
Deutlich über
Ehrenamt hält jung: Kinder lieben ihre „Oma“ Ramroth
Anna Ramroth ist eine echte Dormagenerin und hat im Januar ihren 95. (in Worten:
fünfundneunzigsten) Geburtstag gefeiert. Die Seniorin ist noch bemerkenswert „fit“
und womöglich die älteste Ehrenamtlerin im Rhein-Kreis Neuss. Seit sechs Jahren
ist sie jeden Morgen in der Kindertagesstätte im „Haus der Familie“ ein Teil des
Gruppengeschehens.
„Ich wollte meinen Vormittag sinnvoll gestalten und etwas mit Kindern tun“,
berichtet Anna Ramroth. In der Seniorenresidenz hat sie den Tipp bekommen, sich
in der Caritas-Kita Unter den Hecken für ein Ehrenamt zu „bewerben“. Anfangs hat
sie dort vorgelesen. Inzwischen ist Frau Ramroth in zwei der vier kleinen alters-
gemischten Gruppen eine feste Institution geworden. Sie spielt mit den Kindern,
tröstet und beruhigt die Kleinsten, gibt viel Zuwendung, deckt den Mittagstisch und
nimmt an Feiern und Festen teil. „Die Kinder fragen bereits, wo ‘Oma‘ Ramroth
bleibt, wenn sie mal erkrankt ist“, erzählen die Fachkräfte.
Und der eigene Nachwuchs? „Mein Enkel ist 40 und einen Urenkel gibt es noch
nicht“. Darum möchte Anna Ramroth noch lange gesund sein und ersehnter Gast
der Kindertagesstätte bleiben.
Acht Studenten der Fontys Hochschule in Venlo haben sich im Rahmen eines Studi-
enfaches, der sogenannten „Mini Company“, zusammengeschlossen und ein Start-up-
Unternehmen gegründet. Unter dem Namen „Mrs. Oma“ werden selbstgestrickte Schals
verkauft. Das Konzept von Mrs. Oma sieht vor, älteren Damen die Möglichkeit zu geben
sich einmal wöchentlich zu treffen, um Schals zu stricken und dabei natürlich auch ins
Gespräch zu kommen.
Auch die Handarbeitsgruppe des Netzwerks 55plus aus Jüchen war sofort überzeugt
von dem Projekt und beteiligte sich unter Leitung von Gerda Nohr mit etwa 15 Damen
daran. Einige Dutzend Schals wurden schon in Jüchen gefertigt. Die Wolle wird von den
Studenten gekauft und gestellt.
Die Schals – jeder ein Unikat, werden nach Fertigstellung an Mrs. Oma zurückgegeben
und verkauft. Ein Schal kostet 25 Euro. Dabei werden 70 Prozent der Einnahmen an Or-
ganisationen gespendet, die ältere Menschen unterstützen.
Schals stricken für „Mrs. Oma“
Foto: Peter Wirtz, Dormagen
tung durch Erziehungs- und Familien-
beratungsstellen (EFB) beziehungsweise
Ehe-, Familien- und Lebensberatungs-
stellen. Diese Aufgabe hat im Rhein-
Kreis Neuss zu großen Teilen der Cari-
tasverband mit seinen drei EFBs in
Neuss, Grevenbroich und Dormagen
übernommen.
Daraus hat sich eine Erfolgsgeschichte
entwickelt. Die Familienzentren – die Kita
im „Haus der Familie“ in Dormagen war
als Modellprojekt eines der ersten in Nord-
rhein-Westfalen – erlebten einen Boom.
Mit der Zahl der Familienzentren wuchs
auch das Beratungsangebot durch die Cari-
tas-EFBs. Von den mittlerweile durch das
Land NRW geförderten 54 Familienzen-
tren im Rhein-Kreis Neuss haben 32 Ko-
operationsverträge mit den drei Beratungs-
stellen vereinbart. Hinzu kommen 13 Kitas,
die nicht vom Land, sondern entweder von
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