caritas aktuell - Ausgabe 01/2017 - page 2

Armut spielt auch bei KiZ (Kinder im
Zentrum) oft eine Rolle. Dieses Angebot
richtet sich an Kinder von Eltern, die von
Sucht und/oder psychischen Erkrankungen
betroffen sind. 60 Prozent der an KiZ teil-
nehmenden Kinder und Jugendlichen le-
ben in Armut. Bei KiZ erleben sie für eini-
ge Stunden eine Auszeit, die nicht von der
häuslichen Suchtproblematik belastet ist.
Hier können sie spielen, basteln, lachen
und fröhlich sein, ihre Wut und Traurigkeit
zeigen – und mit anderen über Probleme
sprechen. Gemeinsame Ausflüge und Ak-
tivitäten bringen Spaß und andere Gedanken.
Für Zuwanderer, die auf Asyl- oder So-
zialleistungen angewiesen sind, ist es eben-
falls schwer, am gesellschaftlichen Leben
teilzuhaben. Die Sprachbarriere kommt
hier noch erschwerend hinzu. Gerade Kin-
der haben deswegen schlechte Startbedin-
gungen. Der Caritas-Fachdienst für Inte-
gration und Migration hilft mit einem brei-
ten Spektrum an Unterstützungsangeboten
– von Spenden über Freizeitaktivitäten bis
hin zur Hausaufgabenhilfe.
Eine der Hauptursachen für ein erhöhtes
Armutsrisiko von Kindern ist Arbeitslosig-
Hilfen für Kinder
keit der Eltern, weiß Joachim Kremmers
von der Schuldner- und Insolvenzberatung
der CaritasSozialdienste. Lebenskrisen, ins-
besondere trennungs- und scheidungsbe-
dingt oder in Folge von (Sucht-)Erkrankun-
gen, können ebenfalls in wirtschaftliche
Not führen oder sie verschärfen. Auch un-
zureichende Einkünfte aus Leih- und Zeit-
arbeitsverhältnissen im Niedriglohnsektor
und in der Folge Überschuldung und Ar-
mut sind in den Beratungsgesprächen als
weitere Ursache wirtschaftlichen Abstiegs
vermehrt ein Thema.
Für viele Betroffene ist der Weg zur
Schuldner- und Insolvenzberatung die
Chance auf einen Neubeginn. Oft kann ei-
ne Entschuldung im Rahmen des Ver-
braucherinsolvenzverfahrens die Lebens-
situation ordnen und perspektivisch ver-
bessern. Damit sinkt auch das Armuts-
risiko für die mitbetroffenen Kinder ganz
erheblich.
Manchmal geht es nur um die Erfüllung
kleiner Wünsche. So beteiligt sich der Ca-
ritasverband in der Weihnachtszeit an
Wunschbaumaktionen für Kinder aus be-
dürftigen Familien. Dabei werdenWunsch-
zettel gesammelt und als Wunschkarten an
einen öffentlichen Weihnachtsbaum ge-
hängt. Das sorgt für leuchtende Kinderau-
gen – aber zugleich auch für Nachdenk-
lichkeit: Denn die Zahl der Wünsche – und
damit die Zahl der bedürftigen Familien –
steigt von Jahr zu Jahr.
Liebe Leserinnen und Leser,
wann ist ein Kind arm?
Über die Definition der Armut
gibt es viele Abhandlungen. Da-
zu kommt noch, dass die Armut
in jedem Land anders beurteilt
wird.
Mangel an Nahrung und
Mangel an Kleidung kann
man lindern, Mangel an Bil-
dung und Mangel an Geld
kann man bekämpfen. Was
aber, wenn es einen Mangel
an Liebe gibt? Wenn ein Kind spürt,
dass es nicht geliebt ist, weil es zu teuer
ist, weil es stört, weil es nicht gewünscht
war? In den Augen Jesu sind
Kinder wertvoll, haben eine
eigene Würde.
Bei der Taufe
wird dies besonders deutlich bei
der Salbung des Hauptes mit
dem Chrisam, einem kostbaren
Salböl.
„Wenn Ihr nicht werdet wie
die Kinder, könnt Ihr nicht in
das Himmelreich kommen!“ hat
Jesu gesagt (Mt 18,3). Das muss
uns zu denken geben. Die vor
uns liegende Ausgabe von Caritas aktuell
beleuchtet verschiedene Formen der Armut
bei Kindern. „Du bist mein Schatz!“ sagt
Schwerpunkt
Kinderarmut
Wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder...
Kreisdechant Msgr. Guido Assmann
Vorsitzender des Caritasrates
die Mutter zu ihrem Kind und nimmt es in
den Arm. Sie weiß, dass ihr Kind ein
großes Geschenk ist. Und das Kind spürt
die Liebe der Mutter.
In unserer Gesellschaft sollte es kein
armes Kind geben, keine Armut an Liebe!
Das wünscht sich
Foto: thingamajiggs - Fotolia.com
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