caritas aktuell - Ausgabe 01/2017 - page 6

caritas
aktuell
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partnern vor Ort realisierte Projekt
„Perspektiven für Flüchtlinge“ (PerF).
Für die Umsetzung in Neuss und Gre-
venbroich war die CaritasSozialdienste
Rhein-Kreis Neuss GmbH zuständig.
Ziel des Mitte April 2017 beendeten PerF-
Projekts war es, Fähigkeiten, Kompeten-
zen und Qualifikationen der teilnehmenden
Flüchtlinge zu identifizieren, berufsbezo-
gene Sprachkenntnisse zu vermitteln und
Bewerbungsaktivitäten zu unterstützen,
erklärt Thilo Hartmann, Fachbereichsleiter
Arbeit und Beschäftigung bei den Caritas-
Sozialdiensten. Die Besonderheit war die
enge Anbindung an den Arbeitsmarkt.
Nach einer vierwöchigen Aufnahme- und
Profiling-Phase durchliefen die Teilnehmer
eine sechswöchige Kompetenzfeststellung
in Betrieben der freien Wirtschaft. In den
letzten zwei Wochen der insgesamt
zwölfwöchigen Maßnahme stand die Be-
werbungsunterstützung im Mittelpunkt.
Die Bereitschaft unter den deutschen Be-
trieben, für das Projekt Arbeitsmöglichkei-
ten zu schaffen, war beeindruckend, sagt
Annika Marks, die das PerF-Projekt koor-
dinierte und gemeinsam mit ihren Kolle-
ginnen Kooperationspartner akquirierte.
Zahlreiche Unternehmen aus den Branchen
Hotellerie und Gastronomie, Logistik, Kfz,
Metall, Einzelhandel, Pflege, Dienstleis-
tung, IT und Handwerk machten mit. Vor
dem Hintergrund einer sehr heterogenen
Gruppe von Teilnehmern mit unterschied-
lichen Sprach- und Bildungsniveaus war
das eine sehr gute Basis.
Ali Jaghuri ist seinem Ziel ganz nah.
Wenn alles glatt geht, kann er imAugust
eine Ausbildung zum Fachinformatiker
beginnen. Davon hatte er vor eineinhalb
Jahren nicht zu träumen gewagt.
Über-
stürzt musste er mit seiner Frau und seinem
kleinen Sohn seine Heimat Afghanistan
verlassen – die Familie gehört dort zu einer
verfolgten Minderheit, und die Sicherheits-
lage hatte sich zugespitzt.
Im November 2015 kam Jaghuri nach
Deutschland. Vom ersten Tag an begann er
Deutsch zu lernen. Er absolvierte mehrere
Sprachprüfungen. Aktuell bereitet er sich
auf die B2-Prüfung vor. Sie bestätigt ein
fortgeschrittenes Sprachniveau und ent-
spricht der vierten Stufe auf der sechsstu-
figen Kompetenzskala des Gemeinsamen
europäischen Referenzrahmens für Spra-
chen, der in der Integrationsarbeit als Maß-
stab herangezogen wird. In Englisch hat er
sogar bereits das C1 Level erreicht.
Sein Sprungbrett in denArbeitsmarkt
war das von der Bundesagentur für Ar-
beit und dem Jobcenter Rhein-Kreis
Neuss aufgelegte und mit Kooperations-
Ein Beispiel, das Mut macht
Theaterstück zum Elisabethtag begeistert Ehrenamtliche
Anlässlich des Elisabethtages wurden
alle Ehrenamtlichen aus der pfarrlichen
und verbandlichen Caritasarbeit an zwei
Terminen zu dem Theaterstück „Du bist
meine Mutter“, gespielt vom D.a.S.-The-
ater aus Köln, eingeladen. Das preisge-
krönte Stück zeigte Alltägliches zwischen
Tochter und Mutter. Nähe und Distanz
wechselten wie das Erinnern und das Ver-
schwinden der gemeinsamen Geschichten.
Besonders war, dass eine Schauspielerin
beide Rollen darstellte, die der Mutter und
die der Tochter. Das Stück zeigte, wie sich
das Verhältnis zwischen den Generationen
ändert, wenn das Gedächtnis immer mehr
schwindet und die Demenz die Beziehung
zwischen Menschen immer mehr bestimmt.
In einer eigenwilligen Mischung aus
Humor, Komik, Melancholie und Be-
troffenheit wurde das Thema dargestellt.
Das Stück erfordert ein Spielen ohne
Distanz, aber trotzdem Leichtigkeit. Die
Zuschauer wurden hin- und hergeworfen
zwischen Komik und Melancholie: Vom
Sterben ist genauso leichthin die Rede
wie von Pudding, der Verwandtschaft
undAlltagssorgen. Nie wird peinlich, was
eine Pein ist: das Vorführen eines Zer-
falls. Die Resonanz des Publikums fiel
überwiegend sehr begeistert, aber auch
sehr bewegt aus. Allerseits bejubelt wurde
die Leistung der Schauspielerin Giesela
Nohl, die scheinbar mühelos von der
einen Rolle in die andere schlüpfte.
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