caritas aktuell - Ausgabe 03/2017 - page 1

I NFORMAT I ONEN AUS DEN FACHBERE I CHEN DES
CAR I TASVERBANDES RHE I N - KRE I S NEUSS E . V.
caritas
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Das Caritas Kaufhaus in Gre-
venbroich zieht um. Der neue
Standort an der Bergheimer
Straße 54 bietet völlig neue
Möglichkeiten.
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Mit einem lachenden und einem
weinenden Auge nahmen die
CaritasSozialdienste Abschied
von „ihrer“ Flüchtlingsunterkunft
am Nordbad.
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AUSGABE 03 2017
aktuell
Aufwind für Anna
Wenn Annas Mama gesund ist, dann
ist sie eine liebevolle, fürsorgliche Mut-
ter. AberAnnas Mama ist krank. Immer
öfter.
Sie liegt dann oft tagelang im Bett
und kann nicht aufstehen. Eine Depression
drückt sie im wahrsten Sinne des Wortes
nieder. Aber das kann Anna mit ihren zehn
Jahren nicht wissen. Und ihre alleinerzie-
hende Mutter kann es sich nicht eingestehen.
Und so schlüpft Anna notgedrungen
in die Rolle des Familienoberhaupts. Sie
zieht ihren sechsjährigen Bruder Paul
für die Schule an und packt seinen Tor-
nister. Der Mutter stellt sie einen Teller
Gemüsesuppe aus der Dose ans Bett – nur
um die inzwischen kalte und nicht an-
gerührte Suppe Stunden später wieder
abzuräumen.
Für den Bruder und sich
selbst kocht sie Nudeln – meistens gibt es
Ketchup dazu. Anna wäscht die Wäsche
und organisiert den Haushalt, so gut sie
kann.
Foto: Peter Wirtz, Dormagen
Das Mädchen ist mit dieser Aufgabe
natürlich vollkommen überfordert. Der
kleine Bruder entgleitet ihr zusehends.
Sie selbst zieht sich zurück.
Eine Nach-
barin, die sich Sorgen macht, weist sie zu-
rück. Zuhause sei alles in Ordnung, sagt
sie. Die Mama sei gerade krank und bald
wieder auf den Beinen. Anna schämt sich
für die häusliche Situation. Darum lädt sie
keine Freundinnen zu sich ein – und wird
bald selbst auch nicht mehr eingeladen.
Die schulischen Leistungen lassen nach.
Anna wird immer schweigsamer – dafür
häufen sich ihre aggressiven Ausbrüche.
Micheline Müller und Dorothea Bril-
mayer von der Erziehungs- und Familien-
beratungsstelle „balance“ des Caritasver-
bandes in Neuss kennen viele solcher Fäl-
le.
Wenn Eltern psychisch erkranken, lei-
den Kinder enorm. Auch dank derArbeit
des Caritasverbandes ist dieses Thema in
den letzten Jahren aus der Tabuzone
hervorgeholt worden.
„Die Zahl der psy-
chisch erkrankten Eltern hat deutlich zuge-
nommen. Das Hilfesystem hat sich bisher
überwiegend auf sie konzentriert, aber da-
bei die Bedürfnisse und Nöte der mit be-
troffenen Kinder außer Acht gelassen. Für
die Kinder gab es zu wenig Hilfsangebo-
te“, sagt EFB-Leiterin Dorothea Brilmayer.
Das hat sich geändert. Denn seit sechs
Jahren gibt es „Aufwind“.
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