caritas
aktuell
3/ 2017
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Markus Hübners Mutter hat am 22. Dezember Geburts-
tag. Das schönste Geschenk überhaupt machte ihr der
Sohn im vergangenen Jahr. Da brachte er kurz vorher
seinen Gesellenbrief mit nach Hause.
An diesem Tag war
Hübner am vorläufigen Ziel eines Lebensweges angekom-
men, der ihn vorher in manche Sackgasse geführt hatte. Auch
dank der Caritas-Radstation fand der junge Mann in die rich-
tige Spur. Der heute 29-Jährige war der erste Auszubildende,
den die CaritasSozialdienste Rhein-Kreis Neuss GmbH in
ihren Radstationen beschäftigen konnten. Im Rahmen einer
kooperativen Ausbildung in Zusammenarbeit mit der Kreis-
handwerkerschaft war das möglich.
Dreieinhalb Jahre dauerte die Ausbildung zum Zweirad-
mechaniker mit dem Schwerpunkt Fahrradtechnik. Hübner
überzeugte seine Anleiter mit Engagement, Motivation, fach-
lichem Können und sicherem Auftreten im Kundenkontakt.
Gezielt arbeitete er an seinen Schwächen – zum Beispiel sei-
ner Prüfungsangst, die ihn zwei Mal durch den praktischen
Teil der Prüfung rasseln ließ. Hübner machte Mentaltraining
– das war der Knotenlöser. Im dritten und letzten Versuch
schaffte er die Prüfung. Für den frisch gebackenen Gesellen
war das „ein riesiger Schub fürs Selbstwertgefühl“. In dunk-
len Stunden des Selbstzweifels hatte Hübner manchmal
daran gedacht, alles hinzuschmeißen. „Aber ich habe es
durchgezogen, ich habe es geschafft, und jetzt habe ich
etwas in der Hand“, sagt er stolz.
Heute arbeitet Markus Hübner beim alteingesessenen Neusser Zwei-
radhändler Birkenstock. Der Tipp kam von HeinrichAmmertmann, Lei-
ter der Caritas-Radstationen. Ammertmann hätte seinen Schützling auch
gern behalten, doch eine Weiterbeschäftigung war nicht machbar – auch
weil die geplante Erweiterung der Radstation Grevenbroich vorerst noch
nicht realisierbar ist.
Bei Birkenstock fühlt sich Hübner jedoch bestens aufgehoben. Er ist im
Verkauf tätig und hat sich schnell zu einem fachlich versierten, freundlichen
Mitarbeiter im Team entwickelt. Zu Gute kommt ihm seine Ausbildung in
der Radstation, wo er sich bis ins letzte Ritzel in die Fahrradtechnik vertiefte.
Darum ist er ein Verkäufer, der buchstäblich sein Handwerk versteht. Das
macht sich in Beratungsgesprächen immer wieder positiv bemerkbar. Nicht
selten kommen Kunden bei der ersten routinemäßigen Inspektion des neuen
Zweirads zu ihm und bedanken sich für eine Kaufempfehlung, die sich im
Praxisbetrieb als Volltreffer erwies.
Markus Hübners Geschichte ist ein schöner Mutmacher für die übrige
Belegschaft der Caritas-Radstationen. In den drei Stationen in Neuss,
Dormagen und Grevenbroich werden aktuell rund 40 langzeitarbeitslose
Liebe Leserinnen und Leser,
Jahreswechsel sind immer Momente des
Nachdenkens. Wenn ich den alten Kalen-
der weglege und ihn zuvor noch einmal
durchblättere, dann fallen mir Termine
nochmal ins Auge, die schon fast verges-
sen waren. Bei manchen Punkten scheint
mir, dass der Punkt
gefühlt viel länger
her sei.
Natürlich, wenn
Neues kommt, wird
Vergangenes in den
Hintergrund
ge-
rückt. Das ist in vie-
len Lebensberei-
chen ja auch gut so.
Trotzdem sollten
wir das nicht in al-
len Lebenslagen tun.
Die Nachricht von heute ist morgen schon
alt, sagt man.
Doch die Menschen, die heute Hilfe
brauchen, brauchen sie wahrscheinlich
morgen auch noch, auch wenn neue Hilfs-
bedürftige oder neue Not hinzukommen.
Wir dürfen deshalb diejenigen nicht ver-
gessen, die in der öffentlichen Wahrneh-
mung nicht mehr auf Seite eins der
Zeitungen stehen.
Als Christen haben wir
die Verantwortung, mit offenen Augen
durch diese Welt zu gehen, Not wahr-
zunehmen und zu helfen. Und das nicht
nur im Advent und zu Weihnachten,
wenn wir durch Bittbriefe auf diverse
Not aufmerksam gemacht werden.
Ich wünsche Ihnen allen eine gesegnete
Adventszeit und ein frohes Weihnachtsfest.
Gott ist Mensch geworden, um unsere
menschliche Not zu teilen.
Herzlichst Ihr
Not wahrnehmen
und helfen
Kreisdechant Msgr. Guido Assmann
Vorsitzender des Caritasrates
Der Mutmacher
