caritas aktuell - Ausgabe 03/2017 - page 11

caritas
aktuell
3/ 2017
11
n (fast) ganz oben
Der karitative Gedanke des Beschäfti-
gungsprojekts Caritas-Schreinerei strahlt
hier besonders hell: Auch die Kirche leis-
tet mit ihrem Auftrag einen Beitrag dazu,
dass langzeitarbeitslose Menschen wieder
an den Arbeitsmarkt herangeführt werden.
Als Symbol dafür würden die Lesepulte im
Quirinus-Münster bald für jeden Kirchen-
besucher sichtbar sein.
In der Schreinerei an der Büdericher
Straße in Neuss arbeiten derzeit acht
Teilnehmer unter Anleitung von Werk-
stattleiter und Zimmerermeister Georg
Steffen. Sie bleiben in der Regel zwi-
schen drei Monaten und einem Jahr. In
einigen Fällen ist es gelungen, besonders
engagierte und talentierte Aspiranten in
eine sozialversicherungspflichtige Tätig-
keit zu bringen, sagt Thilo Hartmann,
Leiter der CaritasKaufhäuser und der
Caritas-Schreinerei.
Manchmal ist es
aber auch schon ein Erfolg, wenn Vermitt-
lungshemmnisse so weit abgebaut werden,
dass eine Stabilisierung eintritt und eine
Vermittlung in eine Folgemaßnahme mög-
lich wird.
Die Caritas-Schreinerei fertigt in erster
Linie Betten und Lattenroste für die Cari-
tas-Kaufhäuser in Grevenbroich und Neuss.
Dort werden sie zu fairen Preisen verkauft.
Für Empfänger von Transferleistungen, die
vom Jobcenter eine Wohnungs-Erstausstat-
tung bewilligt bekommen, werden in der
Caritas-Schreinerei auch Küchenmöbel
vormontiert.
Der Werkzeug- und Maschinenpark ist
hochwertig: Vom kleinen Akkuschrauber
bis zur großen Plattensäge ist die Standard-
Ausstattung eines Schreinereibetriebs vor-
handen. Eine Formatkreissäge, ein Kanten-
anleimautomat, eine Abrichte, ein Dicken-
hobel, diverse kleinere Maschinen und
Handwerkzeuge runden die Ausrüstung ab.
So können die Maßnahmenteilnehmer un-
ter realistischen Bedingungen die Grund-
züge des Schreinerhandwerks erlernen.
Bohren, Schleifen, Sägen, Fräsen, Mon-
tieren: Georg Steffen, der seit zehn Jahren
als Anleiter tätig ist, erkennt mit seiner Er-
fahrung schnell, wem welche Aufgaben in
welchem Tempo zugetraut werden können.
Dank ihrer guten Arbeit kann die Ca-
ritas-Schreinerei nun expandieren. Die
CaritasSozialdienste haben gleich ne-
benan eine angrenzende Halle hinzuge-
mietet. Damit wächst die Lagerfläche
schlagartig von 75 auf über 600 Qua-
dratmeter. Das eröffnet völlig neue
Möglichkeiten.
Hier können Neu- und Ge-
brauchtmöbel zwischengelagert werden.
Auch eine Teilnutzung für eine Art
„Werksverkauf“ ist denkbar. Eventuell
werden auch Teile der Montage hierher
verlagert, um die Abläufe in der mit 300
Quadratmetern doch etwas beengten
Schreinerei zu entzerren.
Das würde eine noch bessere Anleitung
ermöglichen – und vielleicht die ein oder
andere zusätzliche Erfolgsgeschichte, von
der Georg Steffen zu berichten weiß: Er
erinnert sich an einen Teilnehmer, der mit
denkbar schlechten Voraussetzungen antrat
und noch während der Maßnahme einen
Sucht-Rückfall erlitt. Doch der junge
Mann kam zurück und startete durch.
„Wenn Sie nicht gewesen wären, hätte ich
es nicht geschafft“, sagte er später zu
seinemAnleiter. Heute hat der Mann einen
festen Job in einem Handwerksbetrieb.
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