Integration ist kompliziert. Sie folgt keinem
Patentrezept. Darum braucht sie Zeit, Ge-
duld, Aufmerksamkeit und Zuwendung. Und
deshalb braucht sie das Ehrenamt.
Die Zahlen
aus 2016 sprechen für sich: Rund 1.500 Menschen
engagierten sich im Rhein-Kreis Neuss freiwillig für
Geflüchtete. Das ehrenamtliche Engagement im
Migrationsdienst ist von unschätzbarem Wert. Da
gibt es Hausaufgabenhilfen für Kinder, Sprachkur-
se, Familienpatenschaften, Begleitung und Unter-
stützung bei Behördenangelegenheiten, Freizeitan-
gebote, Hilfe bei Bewerbung und Arbeitssuche –
um nur die gängigsten Themengebiete zu nennen.
Das Spektrum ist tatsächlich noch viel breiter: In
der Flüchtlingsunterkunft am Nordbad in Neuss
zum Beispiel repariert ein Ehrenamtler Fahrräder,
um Flüchtlingen ein wenig mehr Mobilität zu er-
möglichen. Ein anderer verkleidet sich in der Ad-
ventszeit als Nikolaus, um den aus fremden Kul-
turkreisen stammenden Familien diese Tradition
näher zu bringen.
Im Zuge der starken Flüchtlingszuwanderung stürz-
ten sich viele Menschen voller Elan und Einsatzfreu-
de ins Ehrenamt. Das war und ist eine organisato-
rische Herausforderung. Darum wurde beim Cari-
tas-Fachdienst für Integration und Migration (FIM)
eine Koordinierungsstelle eingerichtet, die die frei-
willige Hilfe unterstützt. Nicht nur hier zeigt sich,
Ehrenamtliche Helfer
sind für die Arbeit im Migrationsdienst
unverzichtbar. Ohne sie würde Integration scheitern.
Soziale Dienste
Eine von vielen Facetten ehrenamtlicher Arbeit
im Fachdienst für Integration und Migration:
Hausaufgabenhilfe macht es zugewanderten
Kindern leichter, in der Schule Fuß zu fassen.
wie wichtig eine enge Verzahnung von haupt- und
ehrenamtlichem Engagement ist.
Beim FIM selbst sind derzeit etwa 140 Menschen
registriert, die im Ehrenamt für Migranten und Ge-
flüchtete tätig sind. Ihre Zahl hat sich 2016 mehr
als verdoppelt. Am Anfang jeder ehrenamtlichen
Tätigkeit steht beim FIM ein Kennenlern-Gespräch.
Ziel ist es, die Freiwilligen möglichst passgenau zu
vermitteln. Der eine Ehrenamtler ist sprachbegabt,
der andere kann gut mit Kindern umgehen, der
nächste kennt sich gut in Ämter- und Behördenan-
gelegenheiten aus. So kristallisiert sich das passen-
de Tätigkeitsfeld heraus. Mit jedem Ehrenamtler,
der seine Aufgabe gefunden hat, liegt wieder ein
Integrations-Puzzlestück an der richtigen Stelle.
Als Einstieg bietet der FIM in Zusammenarbeit mit
dem Familienforum Edith Stein kreisweit eine Ba-
sisschulung in drei Modulen für Freiwillige in der
Flüchtlingsarbeit an. Sie vermittelt Wissen, Infor-
mation und Unterstützung über interkulturelle
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