In der Pflege ist am 1. Januar 2017 eine neue Ära
angebrochen. Seither gilt in der Einstufung der
Pflegebedürftigkeit ein neues System: Im Pflege-
stärkungsgesetz II werden die bislang üblichen
drei Pflegestufen abgelöst durch fünf Pflegegrade.
Damit wird der Blick auf den pflegebedürftigen
Menschen sehr viel differenzierter. Im Mittelpunkt
steht die Frage: Wie selbständig ist eine Person,
welche Fähigkeiten hat sie, und an welchen Stellen
liegt ein Hilfebedarf vor? Zudem schließt der bis-
lang eher auf körperliche Einschränkungen ausge-
richtete Pflegebedürftigkeitsbegriff nun auch
dementielle oder psychische Erkrankungen ein.
Mit diesem Instrumentarium ist es möglich, Pflege-
bedürftige individueller zu versorgen und ihre Selbst-
ständigkeit im Alltag nachhaltig zu stärken. Das
deckt sich mit dem Selbstverständnis der Caritas-
Seniorendienste mit ihren sechs Caritashäusern:
Es geht darum, dem Bewohner so viel Hilfestel-
lung wie nötig zu geben – mit dem Ziel, Autonomie
zu fördern und möglichst viel Selbstständigkeit zu
erhalten bzw. wiederzuerlangen.
Für die CaritasSeniorendienste stand im Jahr 2016
die Vorbereitung auf die Umstellung im Mittelpunkt
der Arbeit. Alle Pflegefachkräfte, aber auch Betreu-
ungskräfte wurden intensiv geschult. Themen wa-
ren u.a. die Einschätzung von Pflegebedarfen, der
Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten und kogniti-
ven Einschränkungen, die Beratung von Angehöri-
gen, die Begleitung von Einzelfallbegutachtungen
durch den Medizinischen Dienst der Krankenkas-
sen sowie die Aktivierung von Fähigkeiten und die
Förderung der Selbstständigkeit der Bewohner.
Caritas im Rhein-Kreis Neuss
die Pflege- und Betreuungskräfte. Denn der Gar-
ten ist so angelegt, dass der Mitarbeiter auch von
drinnen stets den Bewohner im Blick hat. Die Be-
wohner können also selbstbestimmt und ohne Be-
gleitung jederzeit den Garten aufsuchen. Der Effekt
ist erstaunlich. Die Pflegekräfte berichten, dass die
Bewohner viel ruhiger und ausgeglichener sind,
seitdem es den Therapiegarten gibt.
Den Therapiegarten hat das Caritashaus Hildegun-
dis in Zusammenarbeit mit Andreas Niepel konzi-
piert, dem Präsidenten der internationalen Gesell-
schaft für Gartentherapie. Jede Pflanze im Garten
hat ihren Sinn. Rosen, Wollziest oder Minze bieten
vielfältige sensorische Erlebnisse. Äpfel und Jo-
hannisbeeren wollen geerntet werden. Und die
wunderschönen Blüten der Mirabelle sind ein Ge-
nuss fürs Auge.
Durch gartentherapeutische Angebote und Schu-
lung der Mitarbeiter werden alltägliche Gartener-
lebnisse und Aktivitäten gefördert. Alles kann,
nichts muss. Es geht weniger darum, dass der
Mensch etwas Produktives tut, sondern dass er
Dinge wahrnimmt und erlebt. Darum beschränkt
sich die wohltuende Wirkung der Gartentherapie
im Caritashaus Hildegundis von Meer nicht nur auf
den Therapiegarten. Bei immobilen Menschen wird
Gartentherapie bei Bedarf auch am Bett durchge-
führt. Denn die Kraft der Natur wirkt überall.
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Pflegestärkungsgesetz II
Fünf Pflegegrade statt
drei Pflegestufen