Caritas Neuss - Jahresbericht 2016 - page 26

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Wenn die Sonne scheint, hat die alte Dame
ihr Ritual. Sie setzt sich auf die Naturstein-
mauer des Hochbeets, stützt die Handflächen
links und rechts auf die warme Steinoberflä-
che und streckt das Gesicht der Sonne entge-
gen.
Minutenlang kann sie so verharren. Ganz still,
ganz genießerisch. Eine Ecke weiter harkt ein Mann
hoch konzentriert ein Blumenbeet, zupft Unkräuter
aus und welke Blätter ab. Eine andere Dame gießt
mit großer Ausdauer immer wieder denselben Blu-
menkasten, und keiner hindert sie daran.
Der im Jahr 2016 angelegte Therapiegarten im
Caritashaus Hildegundis von Meer in Meerbusch-
Osterath ist erst ein paar Monate alt. Seine ganze
Pracht konnte er noch gar nicht entfalten, weil die
Bepflanzung erst im Oktober komplett war und
Ein neuer
Therapiegarten im Caritashaus Hildegundis
von Meer
hat erstaunliche Wirkung auf seine Nutzer.
Stationäre Seniorendienste
vieles noch wachsen muss. Und doch ist dieser
Garten schon jetzt ein Kleinod und ein großer Zu-
gewinn an Lebensqualität für die Menschen der
Wohnbereiche Oase und Insel. Hier leben demen-
tiell veränderte Menschen in einem geschützten
Umfeld. Genau auf ihre Bedürfnisse ist der Thera-
piegarten ausgelegt.
An Demenz erkrankte Menschen haben oft einen
großen Bewegungsdrang, den sie nun im Thera-
piegarten, als erweitertem Lebensraum, in idealer
Weise ausleben können. Zwei Pergolen wirken fast
wie Leitplanken fürs Auge. Die Farbe des Pflasters
stiftet ebenfalls Orientierung. Alle Bänke sind so
ausgerichtet, dass alle, die darauf sitzen, sowohl
den Garten als auch das Haus immer im Blick ha-
ben. Das vermittelt ein Gefühl der Sicherheit – und
zwar nicht nur für die Bewohner, sondern auch für
Gartentherapie macht
glücklich, wie dieser
älteren Dame anzuse-
hen ist. Insbesondere
dementiell veränderte
Menschen profitieren
sehr davon.
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