strassen|feger - Schattenbericht der Nationalen Armutskonferenz - page 2

Sonderausgabe
Schattenbericht der Nationalen Armutskonferenz
2
Die soziale Straßenzeitung
strassenfeger
wird
vom Verein mob – obdachlose machen mobil
e.V. herausgegeben. Das Grundprinzip ist: Wir
bieten Hilfe zur Selbsthilfe! Der
strassenfeger
wird produziert von einem Team zumeist ehren-
amtlicher Autoren, die aus allen sozialen Schich-
ten kommen. Der Verkauf bietet obdachlosen,
wohnungslosen und armen Menschen die Mög-
lichkeit zur selbstbestimmten Arbeit. Sie kön-
nen selbst entscheiden, wo und wann sie den
strassenfeger
anbieten. Die Verkäufer erhalten
einen Verkäuferausweis, der sichtbar zu tragen
ist. Der Verein mob e.V. finanziert durch den
Verkauf des
strassenfeger
soziale Projekte wie
die Not­übernachtung und den sozialen Treff-
punkt „Kaffee Bankrott“ in der Storkower Straße
139C/D, 10407 Berlin. Der Verein erhält keine
staatliche Unterstützung.
Spenden für die Arbeit des mob e.V. bitte an
Empfänger:
mob e.V.
Spendenkonto:
Bank für Sozialwirtschaft
BIC:
BFSWDE33BER
IBAN:
DE97100205000003283801
Betroffene Menschen berichten (1)
3
Rolle der Nationalen Armutskonferenz
4/5
Was ist Armut?
6
Betroffene Menschen berichten (2)
7
Alleinerziehende unter Druck
8/9
Studie Kinderarmut
10
Erwerbsarmut
11
10 Jahre Hartz IV
12/13
Armut in deutschen Metropolen
14/15
Hartz IV und Wohnungsnot
16
Jobcenter intern
17
Wie eine „working poor family“ lebt
18/19
Zumutbarkeiten/Sozialer Arbeitsmarkt 20/21
Die „Tafeln” – pro und contra
22/23
Schuldner der Jobcenter
24
Sieht so Fördern aus? Stimmen dazu
25
Spendenaufruf, Impressum
27
Mitglied im
Partner im
Editorial
L
iebe Leserinnen und Leser, diese Sonderausgabe der sozialen Stra-
ßenzeitung
strassenfeger
– der 2. Schattenbericht – ist ein Gemein-
schaftsprojekt von
Nationaler Armutskonferenz 
(
nak
) und dem
strassenfeger
. Vorgestellt wird er am 16. Oktober vor der Bundes-
pressekonferenz in Berlin. Der neue Schattenbericht versteht sich
als Gegenentwurf zum Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung.
Und das aus gutem Grund!
Mit der Einführung von Hartz IV am 01. 01. 2005 verbanden sich viele Hoff-
nungen: Alles sollte leichter werden – weniger Bürokratie, weniger Arbeitslose,
weniger Schnittstellen zwischen Gesetzen, denn es gäbe Hilfen aus einer Hand.
Zu glauben, dass dies ganz einfach und reibungslos klappen würde, war naiv.
Dass die Realität aber nach zehn Jahren so aussehen würde, hatten die Men-
schen, die „Leistungsberechtigte“ geworden sind, nicht gedacht.
Leider ist es auch durch die unermüdliche politische und inhaltliche Arbeit
von Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften und Betroffeneninitiativen nicht
gelungen, Veränderungen grundsätzlicher Art herbeizuführen, die den Para-
graphen 1 des Sozialgesetzbuches umsetzen, der da lautet:
„Die Grundsi-
cherung für Arbeitsuchende soll es Leistungsberechtigten ermöglichen,
ein Leben zu führen, das der Würde des Menschen entspricht.“
( SGB II § 1)
Gerade hat die Regierungskoalition aus CDU/CSU und SPD vorgeschla-
gen, den Regelsatz zur Grundsicherung für Alleinstehende ab Januar 2016 von
derzeit 399 Euro pro Monat um fünf Euro zu erhöhen. Kinder zwischen sieben
und 14 Jahren sollen drei Euro (!) pro Monat mehr bekommen. Teilhabe ist
mit diesen Regelsätzen für viele Menschen in Deutschland schon längst nicht
mehr möglich. Sie können nicht ins Kino, Theater oder ins Konzert gehen,
keine Sportveranstaltungen besuchen, nicht in den Urlaub fahren. Sie können
ihre Kinder nicht in Sportvereine schicken, sie nicht modisch kleiden oder ins
Ferienlager schicken.
Armut ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Nehmen
wir die junge Frau auf dem Cover des Schattenberichts: Auf den ersten Blick
sieht sie gar nicht aus, als wäre sie arm. Doch dann sieht man, diese Frau –
eine arbeitslose Schauspielerin aus Köln – gehört zu den vielen Menschen,
die darauf angewiesen sind, Flaschen zu sammeln, um über die Runden zu
kommen.
Um eine gesellschaftliche und politische Diskussion zu Hartz IV – oder
wie es richtiger heißt: der Grundsicherung für Arbeitssuchende – anzuregen
und die Aufmerksamkeit auf die Lebenssituation der Menschen zu richten,
die danach Leistungen beziehen, ist dieses Heft entstanden. Es enthält Daten
und Fakten, Lebensgeschichten und Möglichkeiten der Veränderungen, die
sich teilweise auch selbst erklären. Aber lesen Sie selbst. Über Rückmeldungen
oder Unterstützungen freuen wir uns sehr.
Andreas Düllick, Chefredakteur strassenfeger
Die Nationale Armutskonferenz
ist ein
Zusammenschluss von Verbänden der Frei-
en Wohlfahrtspflege, der Kirchen, des DGB,
bundesweit organisierter Initiativen mit pro-
fessionell und oder ehrenamtlich Tätigen. Diese verfügen über unter-
schiedlichste Armutserfahrungen und kennen die Auswirkungen von
Armut und sozialer Ausgrenzung sehr genau.
Ziel der Nationalen Armutskonferenz ist es, über Armut aufzuklären,
die Auswirkungen zu beschreiben, Lösungsmöglichkeiten zur Vermei-
dung von Armut und sozialer Ausgrenzung in die Öffentlichkeit und
den politischen Prozess zu tragen. Die kritische Auseinandersetzung mit
den gesellschaftlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen gehört
ebenso dazu wie der Dialog und die Bereitschaft zur Mitarbeit in den
politischen Gremien.
INHALT
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