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Sonderausgabe
Schattenbericht der Nationalen Armutskonferenz
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KURZ&KOMPAKT
Wasist Armut?
Man unterscheidet zwischen absoluter und relativer Armut. Absolu-
te Armut bedeutet, dass Menschen ihre Grundbedürfnisse nicht decken
können, also nicht genug zu essen haben, keine Wohnung oder ihre ärzt li-
che Versorgung nicht sichern können. Der Begriff der relativen Armut
bezieht auch die Lebens- und Entwicklungschancen in einer Gesellschaft
ein, es geht also um soziale Ungleichheit. Arme Menschen haben einer-
seits materielle Not und andererseits nicht die Teilhabemöglichkeiten, die
in einer Gesellschaft als normal gelten. Wer relativ arm ist, hat zum Bei-
spiel schlechtere Bildungschancen, weniger soziale Kontakte und größere
Schwierigkeiten, beruflich aufzusteigen. Die Ursachen von Armut sind
vielfältig. Häufig geraten Menschen in Armut, weil sie ihren Job verlieren
oder krank werden. Manchmal ist auch eine Trennung der Grund, wenn
plötzlich nur noch ein Elternteil für die Betreuung der Kinder verant-
wortlich ist.
Wiedefiniert man
Armutsrisiko?
In Deutschland geht man nach Erhebungen für 2012 von einer
Armutsrisikogrenze von 979 Euro netto monatlich für Alleinstehende
und 2 056 Euro netto monatlich für zwei Erwachsene mit zwei Kindern
unter 14 Jahren aus. Wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkom-
mens zur Verfügung hat, gilt laut EU-Definition als
armutsgefährdet. Das waren im Jahr 2013 16,1 Prozent der in
Deutschland lebenden Menschen (EU-weite Vergleichsstatistik „Le-
ben in Europa“, EU-SILC). Besonders gefährdet sind Alleinerziehen-
de, Beschäftigte im Niedriglohnsektor, Frauen im Rentenalter und
Familien mit mehr als zwei Kindern. In den Statistiken zur Armutsge-
fährdung wird deutlich, dass gesellschaftliche Benachteiligungen das
Armutsrisiko direkt erhöhen. Viele Alleinerziehende leiden darunter,
dass sie keine Betreuung für ihre Kinder finden und die Ange
bote auf
demArbeitsmarkt wenig familienfreundlich sind. Dadurch gera ten sie in ei-
ne Spirale: geringfügige Beschäftigung, niedriges Einkommen, Unterstüt-
zung vom Staat, mangelnde Teilhabemöglichkeiten. Besonders Frauen
sind davon betroffen und aufgrund fehlender Rentenansprüche im Al-
ter schlecht abgesichert.
WievieleMenschenin
Deutschlandsindarm?
6,2 Millionen Menschen bezogen im Jahr 2013 in Deutschland
Hartz IV. Ein großer Teil von ihnen ist langfristig auf diese Hilfen ange-
wiesen: 1,8 Millionen der knapp 6,2 Millionen Leistungsberechtigten
(Stand Mai 2013) bezogen nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt-
und Berufsforschung (IAB) die Leistungen seit 2005 ununterbrochen.
Die Hälfte von ihnen sind Angehörige, die nicht erwerbsfähig sind. Zwei
Drittel aller Menschen, die Grundsicherungsleistungen erhalten, beziehen
diese über mehr als zwei Jahre. Dazu kommt noch die Gruppe der „ver-
deckt Armen“. Zu verdeckter Armut kommt es, wenn Menschen,
denen Hartz IV zusteht, ihren Anspruch nicht wahrnehmen, etwa weil
sie sich schämen oder nicht genau wissen, was ihnen zusteht. Das sind in
Deutschland ca. 40 Prozent der Leistungsberechtigten, also ungefähr vier
Millionen Menschen.
(Quelle: Diakonie)
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