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Sonderausgabe
Schattenbericht der Nationalen Armutskonferenz
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Bessere Perspektiven für arme Kinder
DGB schlägt Aktionsprogramm gegen Kinder- und Elternarmut vor
D
er Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB)
fordert ein Aktionsprogramm für Hartz-IV-
Familien. Das Ziel: Perspektiven für Kinder
und Erwerbsarbeit für Eltern. Die Bundes-
vereinigung der Deutschen Arbeitgeber-
verbände (BDA) unterstützt den Vorschlag. Während das
Risiko, auf Hartz IV angewiesen zu sein, in der Gesamtbe-
völkerung seit 2012 stagniert, ist das Armutsrisiko im selben
Zeitraum unter Kindern deutlich gestiegen, so DGB-Vor-
standsmitglied Annelie Buntenbach. „Wir wollen Familien
mit Kindern, die dauerhaft auf Hartz IV angewiesen sind,
einen Ausstieg aus Hartz IV ermöglichen. Damit sollen
Eltern wie Kinder erfahren, dass sozialer Aufstieg möglich
und Armut nicht vorprogrammiert ist.“
Der DGB konzentriert sich mit dem Aktionsprogramm
auf Paarhaushalte, in denen beide Elternteile erwerbslos sind
und nicht durch Kleinkindbetreuung, Pflegeaufgaben oder
Teilnahme an einer Fördermaßnahme gebunden sind.
Ziel des Aktionsprogramms ist es, dass die Jobcenter auf
die Erwerbslosen zugehen und ihnen Angebote unterbrei-
ten. Diese sollen die gesamte Familie und deren Bedürfnisse
in den Blick nehmen. Dabei können arbeitsmarktpolitische
Hilfen, Qualifizierungsmaßnahmen, aber auch sozial flan-
kierende Leistungen wie Beratung oder Gesundheitsför-
derung zum Einsatz kommen. Der DGB setzt auf Freiwil-
ligkeit. Buntenbach: „Gelingt innerhalb eines Jahres keine
Arbeitsmarktintegration, schlagen wir öffentlich geförderte
Beschäftigung in sozialversicherungspflichtiger Form vor.“
Für das Programm hält der DGB zusätzliche Mittel von
280 Millionen Euro für erforderlich. Die Mittel sollen aber
nur für Jobcenter verwendet werden, die ausdrücklich zu
zusätzlichen Initiativen bereit sind. „Aus regionalen Beispie-
len wie etwa in Nürnberg wissen wir, dass bei einem guten
Zusammenwirken der örtlichen Akteure viel für Familien
erreicht werden kann“, sagt Buntenbach. Bei einem Erfolg
soll das Programm auch auf andere Personenkreise, insbe-
sondere auch Alleinerziehende, ausgeweitet werden.
Buntenbach betont: „Der Aktionsplan ist ein konkreter
Schritt gegen Kinderarmut, dem weitere Schritte folgen
müssen. Dazu zählen Investitionen in Bildung und in die
soziale Infrastruktur sowie eine bessere materielle Absiche-
rung von Familien und Kindern.“
Ziel des Aktionsprogrammes: Teilhabe ermöglichen
Jobcenter:
viel Bürokratie,
wenig Erfolg
Der 2009 initiierte
„Kalker Mittagstisch“
bietet in Köln Mittag-
essen für Kinder aus
sozial benachteiligten
Familien an
Jo Schwartz
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