Heinz-Werner Vetten, Leiter des Caritas-
hauses St. Aldegundis in Kaarst-Büttgen,
ist jedenfalls begeistert von demAbenteu-
er-Trip. „Das hat großen Spaß gemacht.
Wir Einrichtungsleitungen sehen uns nor-
malerweise nur zweimal im Monat zu Be-
sprechungen. Ansonsten geht jeder seiner
Wege. Darum war es gut, sich einmal in ei-
nem anderen Umfeld zu erleben und sich
in einem ganz anderen Kontext neu ken-
nenzulernen. Und man merkt schnell: Es
funktioniert nicht, wenn jeder sein eigenes
Ding macht. Es geht nur gemeinsam.“
„Teambuilding“ heißt so etwas auf
Neudeutsch. Es ist in der freien Wirt-
schaft längst gang und gäbe. Es geht da-
rum, den Zusammenhalt zu fördern und
den Teamgeist zu stärken.
Und wer im
Team den Erfolg beim gemeinsamen Floß-
bau erlebt hat, wird sich auch im Arbeits-
alltag schneller mal an die Kollegen wen-
den, um ein Projekt gemeinsam anzugehen
oder sich einen Rat zu holen.
Eingebettet ist das Floßbau-Event in
einen größeren Kontext. Der Caritas-
verband setzt unter Regie von Petra
Hesse-Großmann und in Begleitung des
externen Coachs und Trainers Jens
Glende verstärkt auf das Thema Füh-
rungskräfteentwicklung. Wie führe ich
meine Mitarbeiter so, dass sie motiviert
sind, zufrieden sind und sich mit ihrer
Arbeit und ihrem Arbeitgeber identi-
fizieren? Dazu gab es bisher bereits ein
ganzes Bündel von Maßnahmen
.
Trainings für alle Führungskräfte in den
Seniorenhäusern und demnächst in den an-
deren Caritas-Abteilungen gehören dazu.
Eine Mitarbeiterbefragung oder das neu
eingeführte Mitarbeiterjahresgespräch, in
dem Mitarbeiter und Vorgesetzte auf Au-
genhöhe über Ziele, Arbeitserfolge und
Verbesserungsmöglichkeiten diskutieren,
sind ebenfalls Teil dieses Prozesses. Die
in den sechs Caritashäusern gemeinsam
entwickelten Werte und Grundsätze der
Mitarbeiterführung sind ein weiterer Bau-
stein.
„Dieser Prozess der Entwicklung einer
gemeinsamen Führungskultur stellt hohe
Anforderungen an die Leitungskräfte“,
sagt Petra Hesse-Großmann. „Umso
wichtiger ist es da, dass die Führungskräfte
gegenseitige Unterstützung im Team er-
leben und sich aufeinander verlassen kön-
nen – beim Floßbau und imArbeitsalltag.“
Normalerweise haben sie mit MDK-
Prüfungen, Qualitätssicherung, Pflege-
management, Budgetplanung zu tun.
Kurzum: Die Einrichtungs- und Pflege-
dienstleitungen der sechs Caritashäuser
im Rhein-Kreis Neuss haben reichlich
Bürokratie um die Ohren. An einem Tag
im September sahen sich die zwölf Kolle-
ginnen und Kollegen allerdings einer völ-
lig anderen Herausforderung gegenüber.
Vom Schreibtisch ging es aufs Wasser.
Tatort: die Wuppertalsperre. Dort muss-
ten die Caritas-Führungskräfte in zwei aus-
gelosten Gruppen jeweils ein Floß bauen
und das Gefährt selbstverständlich auch
auf Wassertauglichkeit testen: Denn die
Aufgabe war, das Floß vom einen zum an-
deren Ufer des Stausees zu steuern. Zu-
sätzlicher Kick: Mit einer Seilbahn hangel-
ten sich die Caritas-Abenteurer noch auf
eine „Schatzinsel“.
Mit wachsender Begeisterung stürzten
sich die Teilnehmer in die Aufgabe. Mit
Stricken wurden die luftgefüllten Basis-
elemente der Flöße verbunden. Aus Tuch
und Bambusstäben entstand ein Dach als
Schutz vor der an diesem Tag unbarmher-
zig sengenden Sonne.
Der Perspektiv-
wechsel – Natur statt Büro, Handarbeit
statt Kopfarbeit – tat allen Beteiligten
sichtlich gut. Die Herausforderung, sich
in einem völlig anderen Umfeld bewäh-
ren und dabei an einem Strang ziehen zu
müssen, schweißte die Teams zusammen.
„Wir sitzen alle in einem Boot“ – selten war
der Spruch treffender als an diesem Tag.
Bleibt die Frage: Wozu das Ganze? „Es
geht darum zu erleben – und zwar jenseits
eines theoretischen Workshops –, was
möglich ist, wenn jeder seine speziellen
Stärken für die Gruppe einbringt, wenn
man spürt, dass man sich aufeinander ver-
lassen kann“, erklärt Petra Hesse-Groß-
mann, Leiterin der Abteilung Personalma-
nagement beim Caritasverband. „Das ge-
meinsame Erleben schafft eine Vertrauens-
basis, die auch bei der Rückkehr in den
beruflichen Alltag trägt.“
Alle in einem Boot