caritas aktuell - Ausgabe 03/2016 - page 14

caritas
aktuell
3/ 2016
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Es gibt viele Wege, Flüchtlinge in denArbeitsmarkt zu inte-
grieren. Im Rhein-Kreis Neuss sind dieses Jahr verschiedene
Maßnahmen zur beruflichen Qualifizierung speziell für Ge-
flüchtete entstanden. Allerdings durchlaufen diese Menschen
oft eine Serie von Einzelmaßnahmen verschiedenster Anbie-
ter, die keinen Bezug zueinander haben.
Und nach Abschluss
der Maßnahme geht der Teilnehmer zurück in seine Unterkunft
und wartet auf die nächste. So bleibt Integration eine wirre Samm-
lung von losen Enden.
Die CaritasSozialdienste Rhein-Kreis Neuss GmbH ist nun
dabei, die losen Enden aufzunehmen und ein starkes Seil daraus
zu machen: Der Fachdienst für Integration und Migration (FIM)
sowie der Fachbereich Arbeit und Beschäftigung arbeiten dabei
Hand in Hand. Hier finden zwei Projekte zusammen, die sich
ideal ergänzen: Das von der Bundesagentur für Arbeit aufgelegte
und mit Kooperationspartnern vor Ort umgesetzte Projekt „Per-
spektiven für Flüchtlinge“ (PerF) ist das eine. Das Jobpaten-Pro-
jekt des FIM ist das andere.
Ziel von PerF ist es, quasi im „Echtbetrieb“ Kompetenzen,
Fähigkeiten und Qualifikationen eines Flüchtlings zu identi-
fizieren, berufsbezogene Sprachkenntnisse und Bewerbungs-
aktivitäten zu unterstützen.
In Neuss und Grevenbroich sind die
CaritasSozialdienste mit der Realisierung betraut. Die Teilnehmer
werden vom Jobcenter oder von der Arbeitsagentur zugewiesen.
Maximal 120 PerF-Plätze bietet die Caritas an. Zwölf Wochen
dauert die Maßnahme für den Einzelnen: In der vierwöchigen
Aufnahmephase erstellen die Caritas-Fachkräfte ein umfassendes
Profil des Teilnehmers. Sie ermitteln weitere Handlungsbedarfe,
geben Informationen über den deutschen Arbeitsmarkt und über
die Anerkennung ausländischer Bildungs- und Berufsabschlüsse.
Dem schließt sich die sechswöchige „Kompetenzfeststellung
im Echtbetrieb“ an. Hier geht es von der Theorie in die Praxis.
Die Teilnehmer arbeiten nach Möglichkeit in einem Betrieb in der
freien Wirtschaft.
„Wir sind dabei, einen Pool von Betrieben
aufzubauen, die bereit sind, Flüchtlingen auf diese Weise eine
Brücke in den Arbeitsmarkt zu bauen“, erklärt Thilo Hart-
mann, FachbereichsleiterArbeit und Beschäftigung. In Unter-
nehmerabenden versucht das Caritas-Team, die Verantwort-
lichen aus den Betrieben für das Projekt zu gewinnen.
Es gibt
schon erste ermutigende Beispiele. Bassam (Name geändert), ein
Bürgerkriegsflüchtling aus Syrien, hat seine sechswöchige Kom-
petenzfeststellungsphase in einem Gartenbaubetrieb in Neuss ab-
solviert. Von dort kam er mit einer guten Beurteilung zurück in die
finale Phase des PerF-Projekts: In den letzten zwei Wochen ste-
hen dann Bewerbungsunterstützung und Informationen über die
Möglichkeiten der Arbeitsplatzsuche im Mittelpunkt.
So kann eine Basis entstehen, auf der im nächsten Schritt die
Vermittlung in den Arbeitsmarkt gelingen kann. Und bei diesem
nächsten Schritt kommen die Jobpaten ins Spiel. Das sind speziell
geschulte Ehrenamtler, die geflüchtete Menschen auf ihrem Weg
in den Arbeitsmarkt unterstützen, erläutert Dorota Hegerath vom
Fachdienst für Integration und Migration.
Die Jobpaten sind Be-
gleiter, Motivatoren, Anstoßgeber. Sie putzen Klinken, um
Praktikums- undAusbildungsplätze zu vermitteln. Sie helfen,
Stolpersteine zu überwinden – zum Beispiel mangelnde
Sprachkenntnisse, kulturbedingte Missverständnisse oder bü-
rokratische Hürden.
Und wo das Ehrenamt an Grenzen stößt,
Unternehmen, die Praktikums- oder Arbeitsplätze bereitstellen oder sich
darüber informieren wollen, finden Informationen beim
Fachbereich Arbeit und Beschäftigung
Thilo Hartmann
Tel. 02131/889-211
Wer sich ehrenamtlich als Jobpate für Flüchtlinge engagieren möchte,
kann sich wenden an den
Fachdienst für Integration und Migration
Dorota Hegerath
Mobil: 0172 6108695
Perspektiven für Flüchtlinge
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