caritas aktuell - Ausgabe 01/2016 - page 11

caritas
aktuell
1/ 2016
11
Erziehungs- u. Familienberatungsstelle Neuss
Micheline Müller
Tel. 02131/3692830
Erziehungs- und Familienberatungsstelle
Grevenbroich
Birgit Röttgen, Thomas Overlöper
Tel. 02181/3250
nder im Blick
Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle
EFL als Kooperationspartner mit im Boot):
„Kinder im Blick“ lautet der treffende Ti-
tel. „Wenn Eltern sich trennen, verändert
sich einiges, auch für die Kinder“, erklärt
Birgit Röttgen, Leiterin der EFB Greven-
broich. „Sie brauchen in dieser Zeit beson-
ders viel Zuwendung, um den Übergang in
den neuen Lebensabschnitt gut zu bewälti-
gen. Das ist für manche Eltern nicht leicht.
Finanzielle Probleme, Konflikte mit dem
anderen Elternteil und mehr Stress fordern
Kraft, Zeit und Nerven, häufig auf Kosten
der Kinder, aber genauso oft auf Kosten
des eigenen Wohlbefindens.“
Hier setzt das sieben Abende zu je drei
Stunden umfassende Kursangebot (Teil-
nahmegebühr 15 bis 30 Euro) an. Es richtet
sich an Eltern, die in Trennung bzw. Schei-
dung leben. Es findet in getrennten Grup-
pen statt, so dass beide Eltern an unter-
schiedlichen Abenden teilnehmen können.
Dies trägt sehr zu einer unbelasteten, kon-
zentrierten und konfliktfreien Atmosphäre
bei. Die beiden Trainerteams – Micheline
Müller und Alinah Rockstroh in Neuss
sowie Birgit Röttgen und Thomas Over-
löper in Grevenbroich – haben nach den
ersten Gruppenabenden sehr positive Er-
fahrungen gemacht.
Jeweils acht Elternteile nehmen an ei-
ner Gruppe teil. Das Ganze ist weder ei-
ne Vorlesung noch eine Therapiestunde,
betont Overlöper. Von den Trainern
kommt lediglich ein theoretischer Input,
quasi eine Leitplanke für den Abend.
„Das meiste passiert im Tun und im
Austausch.“ Die Eltern gehen zum Bei-
spiel in Rollenspiele.
Typische Situatio-
nen werden nachempfunden, etwa Aus-
einandersetzungen zwischen Mutter und
Vater. Was macht das mit einem Kind, das
solche Situationen mitbekommt? Auch
vermeintliche Kleinigkeiten werden durch-
gespielt – wie die Bemerkung der Mutter
gegenüber dem Kind, dass der ersehnte
Ausflug in den Freizeitpark durchaus drin
wäre, wenn denn der Vater seinen Unter-
haltspflichten nachkommen würde. Schon
das kann ein Kind in Loyalitätskonflikte
stürzen, denn Kritik am anderen Elternteil
beziehen Kinder oft unbewusst auf sich,
weil sie nun einmal Teil des anderen sind,
erklärt Birgit Röttgen.
Die Teilnehmer des Kurses kommen
aus unterschiedlichen Trennungssitua-
tionen. Manche sind gewillt und emo-
tional auch in der Lage, die Scheidung
so einvernehmlich wie möglich abzuwi-
ckeln, andere sind hoch zerstritten und
haben kaum eine Gesprächsbasis. Gera-
de im letzteren Fall ist die Trennung der
Eltern für Kinder hoch belastend, er-
läutert Alinah Rockstroh von der EFL.
Je höher das Konfliktniveau, desto stär-
ker leiden die Kinder darunter.
Sie gera-
ten in Loyalitätskonflikte, denn sie haben
in der Regel Mama und Papa lieb. Sie wis-
sen nicht, wie sie sich verhalten, zu wem
sie sich stellen sollen.
Gerade wenn die Fronten sehr verhärtet
sind, bietet „Kinder im Blick“ einen neuen
Zugang. Die Teilnehmer erhalten neue
Denkansätze zu wesentlichen Fragen: Was
ist für mein Kind in der gegenwärtigen Si-
tuation wichtig? Wie kann ich auch bei ho-
hem Stresspegel eine gute Beziehung zu
meinem Kind pflegen? Wie trage ich dazu
bei, dass mein Kind sich unbeschwert ent-
wickelt? Wie können wir als Eltern besser
miteinander umgehen? Wie kann ich dabei
auch noch für mich selbst sorgen?
„Eine Trennung ist für Kinder eine Her-
ausforderung, aber nicht zwangsläufig
schädlich“, betont Thomas Overlöper. Es
kommt halt darauf an, was die Eltern draus
machen, wie sie miteinander und mit dem
gemeinsamen Kind umgehen.
Die Zwischenergebnisse aus dem Kurs
sind ermutigend: „Ich kann meine Kinder
jetzt besser verstehen, mich besser in sie
hineinversetzen“, hat zum Beispiel ein
Vater gesagt. „Ich verhalte mich meinem
Kindern gegenüber seit den Abenden hier
anders“, lautete das Resümee einer Mutter.
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