caritas aktuell - Ausgabe 02/2015 - page 8

caritas
aktuell
2/ 2015
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Ein Jahr nach dem Start der Speziali-
siertenAmbulanten Palliativ-Versorgung
in Dormagen fällt die erste Zwischenbi-
lanz positiv aus.
„Wir sind sehr gut aufge-
stellt“, sagt Norbert Stratmann, Leiter des
Palliative Care-Teams beim Caritasver-
band. Die SAPV zeichnet sich gegenüber
der „herkömmlichen“ Allgemeinen Ambu-
lanten Palliativ-Versorgung durch eine noch
höhere Pflege- und Betreuungsintensität
aus. Gewährleistet wird dies im Dorma-
gener Modellprojekt durch den sehr breit
gefächerten Kreis der beteiligten Akteure.
Dies sind aktuell sechs qualifizierte Pallia-
tiv-Ärzte, die Hospizbewegung, speziali-
sierte Apotheker, Physio- und Psychothera-
peuten, Sanitätshäuser, Seelsorger – und das
Caritas-Palliativteam.
Insgesamt wurden in der SAPV vom
Palliative Care Team (PCT) Dormagen
bisher 56 Patienten und ihreAngehörigen
umfassend betreut, zum Teil mit bis zu
fünf Hausbesuchen pro Tag, berichtet Dr.
Udo Kratel, einer der Initiatoren:
„Diese
Intensität in der ambulanten Versorgung ist
weder in der allgemeinen ambulanten Pal-
liativ-Versorgung (AAPV) noch in der üb-
lichen häuslichen Krankenpflege vorstell-
bar und finanziell darstellbar. Insofern
überrascht es nicht, dass die betreuten Pa-
tienten, die ansonsten nur stationär hätten
behandelt werden könnten, überaus dank-
bar für die hochintensive Versorgung im
vertrauten häuslichen Milieu waren.“
Die Palliativpflege richtet den Fokus ge-
nerell auf unheilbar kranke und/oder hoch-
betagte Menschen mit begrenzter Lebens-
erwartung. Es geht nicht mehr um Heilung,
sondern darum, den Patienten Schmerzen
zu ersparen und ihnen so viel Lebensquali-
tät wie möglich zu geben.
Die SAPV
kommt dann zum Tragen, wenn beson-
ders schwierige Problemsituationen,
zum Beispiel extrem starke Schmerzen
infolge einer Tumorerkrankung oder
eine besonders schwierige Wundversor-
gung, die der Hausarzt allein nicht ge-
währleisten kann, eine noch engere Be-
gleitung und Pflege erfordern.
Um das
sicherzustellen, hat der Gesetzgeber jedem
Palliativpflege auf höchstem Niveau
Bürger einen gesetzlichen Anspruch auf
SAPV eingeräumt. Das gilt sowohl für
Menschen, die zuhause gepflegt werden,
als auch für die Bewohner von Altenhei-
men. Dabei legt Karola Fischer-Wolff, Lei-
tung Ambulante Dienste, großen Wert auf
die Feststellung, dass die SAPV keine Voll-
versorgung übernimmt, sondern nach Be-
darf hinzugezogen wird. Das heißt: Die ge-
wohnten Bezugspersonen – vom Pflege-
dienst über den Hausarzt bis hin zur Pfle-
gekraft im Altenheim – bleiben erhalten.
Der ganzheitliche Ansatz und der große
Kreis der beteiligten Akteure erfordern
einerseits eine stetige, intensive und lücken-
lose Kommunikation und andererseits eine
hohe Fachlichkeit. Letztere wird auf Seiten
der Caritas dadurch gesichert, dass alle in-
volvierten Pflegekräfte eine Palliative-
Care-Weiterbildung absolviert haben.
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Palliativ-Pflegekräfte gibt es derzeit in
den fünf Pflegestationen des Caritasver-
bandes, sechs davon in Dormagen.
Zudem
müssen alle Palliativkräfte, die in der SAPV
eingesetzt werden, über mindestens zwei
Jahre Palliativ-Erfahrung verfügen.
Neben den monatlichen Treffen des ge-
samten Dormagener Palliativ-Teams bildet
ein spezielles internetbasiertes Kommu-
nikationssystem das Herzstück des Aus-
tauschs untereinander. Darüber können
Arzt und Pflegekraft praktisch in Echtzeit
kommunizieren und sich auch in akuten
Krisensituationen schnell über die richtige
Vorgehensweise abstimmen. „Wir können
so auf Augenhöhe und auf fachlich sehr
hohem Niveau arbeiten. Das merken auch
die Patienten und ihre Angehörigen. Ent-
sprechend hoch ist die Zufriedenheit, die
sich auch in einem guten Spendenaufkom-
men ausdrückt“, betont Stratmann. Kratel
hebt auch das Miteinander im Team her-
vor: „Ich darf sagen, dass wir eine sehr er-
freuliche und wertschätzende Umgangs-
form entwickelt haben, die ich mir besser
nicht vorstellen kann.“
Ein dicker Wermutstropfen aus Kra-
tels Sicht sind „die viel zu niedrig ange-
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