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Die Entwicklung birgt sozialen Sprengstoff: Die
Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland
wird in den nächsten 15 Jahren von aktuell
2,37 Millionen auf 3,27 Millionen Menschen
steigen – bis zum Jahr 2050 gar auf 4,36 Mil-
lionen. Dem steht ein dramatischer Mangel
an Pflegefachkräften gegenüber.
Berechnun-
gen der RegionalAgenturen NRW gehen allein für
den Rhein-Kreis Neuss von einem zusätzlichen Be-
darf von 4600 Pflegekräften bis zum Jahr 2030 aus.
Migranten in Pflegeberufe integrieren
Dem setzen die CaritasSozialdienste Rhein-Kreis
Neuss ein Modellprojekt entgegen: „ Bunte Pflege“.
Ziel ist die Integration von Migranten in Pflegebe-
rufe. Es ist das, was man neudeutsch eine „Win-
Win-Situation“ nennt: Das Projekt verringert die
Arbeitslosigkeit unter Zuwanderern und wirkt zu-
gleich dem Personalmangel in Pflegeberufen ent-
gegen. In der zweijährigen Projektphase (1. April
2013 bis 31. März 2015) haben insgesamt 28 Teil-
nehmer in zwei Gruppen die Maßnahme durchlau-
fen. Sie stammen aus 17 unterschiedlichen Her-
kunftsländern.
Jeder Teilnehmer bleibt eineinhalb Jahre im Pro-
jekt. Die ersten sechs Monate dienen der Vorberei-
tung. Ein Schwerpunkt liegt auf der Pflege und
Verbesserung der Deutschkenntnisse, insbeson-
dere in Bezug auf die Fachterminologie in der Pfle-
ge. Fachbezogener Unterricht mit Blick auf den
Pflegeberuf, interkulturelles Training, Bewerbungs-
training und Stressmanagement stehen im ersten
Halbjahr ebenfalls auf dem Programm der Teilneh-
mer, die in Praktika erste Einblicke in den Pflege-
beruf erhalten.
Das Projekt
„Bunte Pflege“
bietet
Migranten eine berufliche Perspektive
Soziale Dienste
17 Kooperationspartner
Nach einem halben Jahr im Projekt beginnt die
dreijährige Ausbildung, die im Wechsel in einer
Pflegeeinrichtung und im Fachseminar für Alten-
pflege stattfindet. Insgesamt 17 Pflegeeinrichtun-
gen aus dem Rhein-Kreis Neuss sind Kooperati-
ons- und Ausbildungspartner für die „Bunte Pflege“.
Die Jung-Azubis werden im ersten Ausbildungs-
jahr sozialpädagogisch begleitet. Diese Betreuung
ist übrigens ein Alleinstellungsmerkmal, das ver-
gleichbare Maßnahmen nicht bieten. Sie hat sich
als sehr sinnvoll erwiesen, weil so zum Beispiel bei
noch nicht ganz behobenen Sprachproblemen
oder Konflikten am Arbeitsplatz gezielt nachge-
steuert werden konnte.
Unter den Projektteilnehmern sind 15 Empfänger
von Arbeitslosengeld II. Sie haben eine echte Chan-
ce, sich selbst und ihre Familien dauerhaft aus ei-
gener Kraft zu versorgen. Auch die familiäre Situa-