Kompakt - April 2015 - page 6

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KOMPAKT 1/2015
A K T U E L L E S
In ländlichen Regionen gelingt das eher als in
Großstädten mit Wohnraummangel.
Hilfen für die Helfer
Es wird bereits hier deutlich, wie komplex die
rechtlichen und ganz praktischen Lebensum-
stände von Flüchtlingen sind. D. h. wer ihnen
zur Seite stehen will, muss selbst kundig sein,
zumindest wissen, wo relevante Informationen zu
bekommen sind. Mittlerweile gibt es zahlreiche
Handreichungen für bürgerschaftliches/ehrenamt-
liches Engagement zugunsten von Flüchtlingen.
Darin finden sich neben Rechtsinfos regelmäßig
Anregungen, wie beim Einleben in Deutschland
geholfen werden kann: möglichst kostenfreie
Sprachkurse und Konversationsgruppen or-
ganisieren, Spielangebote für Kinder schaffen,
Lotsenfunktion oder Patenschaften für einzelne
Flüchtlinge oder Familien übernehmen, Freizeitan-
gebote wie Sport oder Musisches, Frauen-Treffs,
gemeinsame Feiern können Balsam für die Seele
sein. Hilfe bei der Suche nach einem Kindergar-
tenplatz oder bei der Einschulung eines Kindes,
Hausaufgaben- und Lernhilfen für Schulkinder,
sind für viele erfahrene Mütter oder Großmütter
ist, selbst wenn man dieselbe Sprache spricht
und aus derselben Gegend kommt. Werden die
Menschen, denen ja etwas Gutes getan werden
soll, hingegen gefragt, was sie wirklich brauchen
oder sich besonders sehnlich wünschen, ist das
Eis schnell gebrochen und Hilfe kann zur ech-
ten Unterstützung werden. Was sich Flüchtlinge
wünschen, ist so vielfältig wie die Menschen.
Und doch: in fremder Umgebung nicht fremd und
beziehungslos zu bleiben, sondern Menschen zu
finden, denen man sich anvertrauen und die man
um Rat und Hilfe bitten kann, kann zum Segen
werden. Der Satz Jesu beim sogenanntenWeltge-
richt „Ich war fremd und obdachlos, und ihr habt
mich aufgenommen“ (Mt 25,35) gibt uns Christen
eine Orientierung für die Schaffung einer Will-
kommenskultur aus dem Glauben heraus. Dann
können aus Flüchtlingen neue Nachbarn werden.
K A I D I E K E L M A N N ,
Leiter der Abteilung Integration und
Migration
Herzlich willkommen in der Kita –
Flüchtlingskinder und ihr Familien in katholischen Kindertagesstätten
und Familienzentren
Die steigendeZahl vonFlüchtlingskindern
und die Bistumsinitiative „Aktion Neue
Nachbarn“ haben in den letztenMonaten
zuAnfragen aus der kommunalenVerwal-
tung bezüglich derAufnahme vonKindern
in den katholischen Kitas geführt. Viele
Träger und Fachkräfte bemühen sich seit-
dem,sehr konstruktiv an bedarfsgerechten
und fachlich angemessenenLösungenmit-
zuarbeiten.Dies führt natürlich zu einem
verstärkten Informations-,Beratungs- und
Weiterbildungsbedarf, an denen die Ab-
teilung Tageseinrichtungen für Kinder
zurzeit sehr intensiv arbeitet. So hat sie
in Kooperationmit der Fachstelle Kinder-
tageseinrichtungen und Familienzentren
an dem Schreiben von Generalvikar Dr.
Dominik Meiering vom 25.02.2015 mit-
gewirkt, in dem die schon jetzt vorhan-
denenAngebote und Hilfen katholischer
Tageseinrichtungen und Familienzentren
für Flüchtlingskinder und ihre Familien
beschrieben sind. - Dieser Brief ist an
alle Einrichtungen und Träger versandt
worden. Er kann bei Bedarf noch einmal
bei derAbteilungTageseinrichtungen für
Kinder angefordert werden.Darüber hin-
aus sollen in den nächsten Monaten
u
die bisherigen Praxiserfahrungen ge-
sammelt und ausgewertet werden.
u
die Träger und sonstigenVerantwort-
lichen in Kitas und kath. Familienzen-
tren in einer Orientierungshilfe pra-
xisrelevante Informationen für ihren
Bereich erhalten.
u
weitereWeiterbildungen, z.B. in Form
von Studientagen, zur Erweiterung
und Vertiefung interkulturellen und
interreligiöser Kompetenzen (zentral,
regional oder einrichtungsbezogen)
angeboten werden.
u
geeignete Supervisoren und Coaches
für die Begleitung von Kita-Teams für
die Flüchtlingsproblematik zurVerfü-
gung gestellt werden.
Ebenso soll dafür Sorge getragen werden,
dass die regionalen Koordinatoren der
Flüchtlingshilfe Träger und Verantwort-
liche in katholischen Familienzentren in
regionalen Koordinierungsgruppen zur
Flüchtlingshilfe mit einbeziehen.
eine ebenso große Freude wie für Flüchtlings-
kinder und ihre Eltern. Für Erwachsene kann
jede Unterstützung bei der Anerkennung von
Berufsabschlüssen, bei der Jobsuche und beim
Gewöhnen an die Gepflogenheiten des hiesigen
Arbeitslebens Gold wert sein. Bis dies realisierbar
ist, wird häufig Orientierung gebraucht: wo kann
ich günstig einkaufen, was ist im Krankheitsfall
zu tun? An wen kann ich mich wenden, wenn es
Probleme im Flüchtlingswohnheim gibt?
Die Wünsche der Flüchtlinge
erfragen
Zu den ersten Hilfeimpulsen gehören fast immer
Sachspenden wie nicht mehr benötigte Kleidung,
Möbel, Haushalts- oder Spielwaren. Gut gemeint,
ist freilich nicht immer passend – jedenfalls dann
nicht, wenn solche Angebote ohne zu fragen ‚vor
die Tür gekippt‘ werden. Dann kommt es nicht
selten zu Enttäuschungen bei allen Beteiligten.
Fertige oder unverrückbare Vorstellungen von
der „richtigen“ Hilfe, bergen hohes Risiko des
Scheiterns. Kulturelle Unterschiede können noch
leichter zu Missverständnisse führen, als dies in
der Kommunikation vonMenschen gang und gäbe
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