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KOMPAKT 1/2015
I M P U L S E
Bildung und Bindung gehören zu den
meistdiskutierten Begriffen, wenn es
um die Bedingungen der außerhäusli-
chen Betreuung von Kindern unter drei
Jahren geht. Zu Recht, denn gerade die
frühkindliche Bildung braucht Beziehung.
Dies soll in dem Projekt Bildung durch
Bindung in der Tageseinrichtung für Kin-
der amSteinberg in Leverkusen erforscht
und aufgezeigt werden. Dabei wird die
Kindertagesstätte durch die Katholische
Hochschule NRW, Abteilung Köln wis-
senschaftlich begleitet, worüber im nach-
folgenden Artikel berichtet wird.
Die außerhäusliche Betreuung von Kin-
dern bringt positiveEntwicklungsmöglich-
keiten mit sich. Vorausgesetzt, das Kind
bekommt dieMöglichkeit eine verlässliche
Beziehung zu den pädagogischen Fach-
kräften aufzubauen. Diese sollen durch
feinfühlige Beantwortung der kindlichen
Bedürfnisse zu einer akzeptierten Bin-
dungsperson in der Bindungshierarchie
des Kindes werden.Hierfür müssen auch
die eigenen Bindungserfahrungen der
Fachkräfte reflektiert werden.
Die frühe Bindungsqualität bildet das
Grundgerüst für die psychische Entwick-
lung des Kindes und hat damit direkte
Auswirkungen auf das Lernverhalten. Si-
cher gebundene Kinder sind emotional
stabil. Das ermöglicht ihnen ihre kreati-
ven, kognitiven und sozialen Kompeten-
zen ideal zu entwickeln.DieseKinder sind
fantasievoller und beschäftigen sich mit
größererAusdauer.Sie haben eine bessere
Frustrationstoleranz und holen sich Hilfe
wenn sie in schwierige Situationen geraten.
Das Projekt „Bildung durch Bindung“
Das Projekt ist auf eine Laufzeit von 3,5
Jahren ausgelegt und wird vomDiözesan
Caritasverband Köln gefördert. Es wird
begleitet von Herrn Dr. med. Karl-Heinz
„Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit
Menschen, welche dem Leben seinen Wert geben.“
(Wilhelm von Humboldt)
BrischLeiter derAbteilungKinderpsycho-
somatik und –psychotherapie amKinder-
spital der Uniklinik München. Dr. Brisch
hat das Elterntrainingsprogramm SAFE
– SichereAusbildung für Eltern entwickelt.
Im ersten Schritt absolvierten neun Mit-
arbeiter die SAFE-Mentorenausbildung.
Es wurden bindungstheoretische Inhalte
vermittelt und inKleingruppen praktische
Übungen zur Gesprächsführung durch-
geführt. Im Selbsterfahrungsteil wurden
die eigene Bindungsgeschichte reflektiert
und ressourcenorientierte Stabilisierungs-
übungen trainiert. In unserer Einrichtung
transportieren die SAFE-Mentoren bin-
dungstheoretisches Wissen in die Praxis
und sind gefragteAnsprechpartner für die
Fachkräfte.
Abschlussphase
1.1.17 – 31.7.17
Schulungsphase
1.2.14 – 31.12.14
u
Schulung der 24 MitarbeiterInnen
u
Erarbeitung eines Beobachtungsverfahrens
u
Erarbeitung eines Eingewöhnungskonzeptes mit dem Schwerpunkt Bildung
durch Bindung
Umsetzungsphase
1.1.15 – 31.12.16
u
Aufbau des Netzwerkes mit der kath. Familienbildungswerk, kath. Beratungs-
stelle für Eltern, Kinder und Jugendliche
u
Intensive Begleitung der Familien
u
Beobachtung und Dokumentation der Bindungsprozesse
u
Meilensteingespräche
u
Supervisionen mit Herrn Dr. med. Brisch
u
Evaluation des Konzeptes
u
Verfestigung der Umsetzungsphase
u
Dokumentationen zusammen fassen und Abschlussdokumentation erstellen
u
Implementierung in das Weiterbildungsprogramms für Fachkräfte kath. Tagesein-
richtungen
u
Fachöffentlichkeit informieren durch Vorträge und Handreichungen
u
Abschlussworkshop mit Herrn Dr. med. Brisch
Bildung durch Bindung – ein Projekt in der Tageseinrichtung für
Kinder am Steinberg
DieErkenntnisse aus diesemersten Schritt
des Projektes flossen direkt in die Einge-
wöhnungsphase der Kinder ein.Als neue
Einrichtung kam uns dieAufgabe zu, 120
Kinder (davon 60 unter 3 Jahren) schritt-
weise in unser Haus aufzunehmen. Der
Eingewöhnungsprozess geschah auf der
GrundlagedesBerliner-Modells.Diedurch
das Projekt gewonnene, zusätzliche Bin-
dungskompetenz half den Erzieherinnen
besonders auf das Interaktionsverhalten
zwischenEltern undKind zu schauen.Da-
raus konnten Erkenntnisse über die Bin-
dungserfahrungen des Kindes gewonnen
werden. In den Elterngesprächen wurden
dieTrennungsängste und -erfahrungen der
Eltern thematisiert und die notwendige
Begleitung des Kindes beimEintritt in die
Tageseinrichtung erläutert. Ganz wichtig
war dieErkenntnis,dass gerade dieKinder,