KOMPAKT 1/2015
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Oft wird die Einführung eines Qualitäts-
managements von den Beteiligten als eine
zusätzlicheArbeitsbelastung empfunden,
dessenNutzen nicht unbedingt eingesehen
wird. Das es auch anders geht, Sinn und
auch Freude machen kann und darüber
hinaus zu nachhaltigen Ergebnissen führt,
zeigt das Beispiel eines Familienzentrums
inWesseling, einer Stadt südlich vonKöln.
2008 wurden von den neun katholischen
Kindergärten inWesseling drei in dieTrä-
gerschaft der Stadt übergeben.Die Leite-
rinnen der sechs übriggebliebenen Kitas
beschäftigten sich intensivmit der Zukunft
ihrer Einrichtungen:Wie geht es weiter?
Wie wollen wir uns aufstellen? Die Frage
nach demkatholischen Profil wurde disku-
tiert und es wurde überlegt, wie wir unser
Profil/ unsere Qualität darstellen können.
Was ist unser Profil und was verstehen wir
unter Qualität, warum sollen Familien in
unsere Einrichtungen kommen?
EswurdenverschiedeneQM-Systeme ana-
lysiert sowiemit Fachberatung undTräger
gesprochen. Schließlich entschieden wir
uns dafür,mit Hilfe des KTK-Gütesiegels
unsereQualität inAugenschein zu nehmen
und verbessern.Denn der Leitgedanke des
KTK-Gütesiegels „Qualität mit Religion“
prägt die gesamteArbeit in den Kitas und
wirkt sich auf alle Qualitätsbereiche aus.
Der Katholische Kirchengemeindever-
band als Träger der Einrichtungen stand
von Anfang an hinter der Entscheidung
und unterstützte die Einrichtungen bei
der Umsetzung.
Qualität sichern und gestalten
2009 startete das Projekt „Qualität gestal-
ten und sichern“. Innerhalb der nächsten
zwei Jahre erarbeiteten die Einrichtun-
gen mit Hilfe von Frau Dr. Schlummer,
Fortbildungsreferentin des DiCV, die
Qualitätsbereiche des KTK-Gütesiegels.
Qualitätsmanagement –
Ein Familienzentrum macht sich auf den Weg
Die Leitungen, jeweils eineMitarbeiterin
aus den einzelnen Kitas, Trägervertreter
und Elternvertreter setzten sich mit den
Qualitätsanforderungen auseinander,
entwickelten Prozessbeschreibungen und
definiertenQualitätsziele.Während dieser
Zeit wurde das „Leitbild der katholischen
Kindertageseinrichtungen in Wesseling“
entwickelt und ein erster Entwurf eines ge-
meinsamenQM-Handbuches erstellt.Als
2011mit einer gemeinsamenVeranstaltung
dasEinführungsprojektmit Fr.Dr.Schlum-
mer abgeschlossen wurde, kam schnell die
Frage auf, wie es nun weitergeht?
Wichtige Schaltstelle: Die
Qualitätsbeauftragte
Deutlich geworden war, dass dieAusein-
andersetzungmit unserer Qualität wichtig
ist. Qualität zeigt sich dabei nicht nur in
den notwendigen Prozessbeschreibungen,
sondern vor allem in den Einstellungen
und Haltungen der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter.Qualitätsentwick-lungbraucht
aber auch Zeit und Unterstützung (per-
sonell, finanziell und qualifiziert)
So verhandelte der Kirchengemeinde-
verband mit dem Erzbischöflichen Ge-
neralvikariat über die Einrichtung einer
50%- Stelle als Qualitätsbeauftragte für
alle sechs katholischenKitas – befristet auf
drei Jahre.Zudem erhöhte derTräger den
Fortbildungsetat der Einrichtungen, um
die Qualifizierung der Mitarbeiterinnen
zu gewährleisten.
P R A X I S K O N K R E T
Qualität beginnt beim Menschen,
nicht bei den Dingen.
Wer hier einen Wandel herbeiführen
will, muss zuallererst auf die
innere Einstellung aller Mitarbeiter
abzielen.
(Philip B. Crosby)