caritas
aktuell
2/ 2016
13
Kleidern und Kommunionanzügen.
Ein Chor gestaltete den Gottesdienst
musikalisch und rundete die Messe feier-
lich ab. Nach der anschließenden Prozessi-
on durch den Ort kamen die Kommunion-
kinder jeweils mit einer Rose zurück und
steckten sie in einen Blumenkranz um die
Monstranz, was den Charakter des Fron-
leichnamfestes noch einmal besonders her-
vorhob.
heitlichkeit in der Pflege.
Auch die Poli-
tik hat die Zeichen der Zeit erkannt – nicht
zuletzt mit dem Pflegestärkungsgesetz II,
das am 1. Januar 2016 in Kraft getreten ist.
Es bringt einen Paradigmenwechsel mit
sich: weg von der Verrichtungsorientierung,
hin zur Fähigkeitsorientierung. Soll hei-
ßen: „Das Augenmerk richtet sich stärker
darauf, was der Patient noch kann. Es geht
darum, vorhandene Fähigkeiten zu fördern
und Selbstständigkeit so weit wie möglich
zu erhalten“, erklärt Annegreth Grüll, Lei-
terin der Caritas-Pflegestation Neuss-Mitte/
Süd. Der Patient wird wieder ganzheitli-
cher gesehen und nicht als die Summe
seiner Defizite und Einschränkungen.
Mit diesem Paradigmenwechsel geht
auch eine erhebliche Entschlackung des
Dokumentationsprozesses einher.
Mo-
dellprojekte wie „Ein-Step“, das der Pflege-
bevollmächtigte der Bundesregierung,
Staatssekretär Karl-Josef Laumann, ins Le-
ben gerufen hat, oder QalifA (Qualitätsför-
derung in der Ambulanten Pflege), welches
vom Diözesan-Caritasverband für das Erz-
bistum Köln in Kooperation mit Deutsches
Zentrum für Neurodegenerative Erkran-
kungen in Witten durchgeführt wird, sol-
len dafür den fachlichen Unterbau liefern.
Die Basis des neuen Dokumentations-
Konzepts ist die Strukturierte Informa-
tionssammlung (SIS). Sie wird im Rah-
men des Erstgesprächs mit dem Patien-
ten und gegebenenfalls denAngehörigen
erhoben. Hier werden die Lebens- und
Pflegesituation und die daraus resul-
tierenden Bedarfe erfasst, aber auch
Wünsche hinsichtlich Hilfe und Unter-
stützung.
Der SIS-Bogen umfasst sechs
Themenfelder: kognitive und kommunika-
tive Fähigkeiten, Mobilität und Beweglich-
keit, krankheitsbezogene Anforderungen
und Belastungen, Selbstversorgung, Leben
in sozialen Beziehungen sowie Haushalts-
führung. Darunter gibt es noch eine Ma-
trix, die Risiken wie Dekubitus, Sturz, In-
kontinenz oder Schmerz erfasst.
Bisher separat verfasste Formulare für
Biografie, Anamnese, Pflegeplanung und
einige andere können entfallen, weil sie da-
rin aufgehen. Der SIS-Bogen muss nur dann
aktualisiert werden, wenn sich beim Pati-
enten gravierende Veränderungen ergeben.
Zudem muss der Maßnahmenplan für den
einzelnen Patienten nicht mehr täglich ab-
gezeichnet werden.
„Die Strukturierte Informationssamm-
lung ist ein echter Paradigmenwechsel“,
sagt Karola Fischer-Wolff, Leitung Am-
bulante Dienste. „Dies stärkt die Eigen-
verantwortlichkeit der Pflegekräfte. Mit
unserer Fachkraftquote von nahezu 100
Prozent sind wir dafür gut aufgestellt.“
Für die Caritas-Pflegestationen wurden
Multiplikatoren ausgebildet, so dass dem-
nächst alle fünf Stationen den gleichen
Level haben. Die Caritas-Tagespflege „Der
Alte Salon“ in Dormagen-Delhoven hat
die Entbürokratisierung bereits erfolgreich
umgesetzt. Die erste Prüfung durch den
MDK ist gelaufen.
Die Prüfer waren begeistert.
tation ankommt. Dadurch hat sich in der
Pflegebranche eine Art ungeschriebenes
Gesetz eingebürgert: „Was nicht dokumen-
tiert wird, ist nicht durchgeführt worden.“
So wird die Bürokratie zum Selbstläufer.
Bei Pflegebesuchen haben Pflegefachkräf-
te heutzutage ein Dutzend und mehr Doku-
mentationsbögen bei sich.
Diesem Trend wollen die Ambulanten
Dienste des Caritasverbandes Rhein-
Kreis Neuss entgegenwirken. Es ist der
Schritt zurück zu weniger Bürokratie
und gleichzeitig der Schritt nach vorn zu
mehr Qualität, mehr Zeit, mehr Ganz-
Karola Fischer-Wolff
Leitung Ambulante Dienste
Tel. 02131/889-112