KOMPAKT - Oktober 2015 - page 18

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KOMPAKT 2/2015
Der Anlass für das Projekt war der Um-
stand, dass Kinder aus einer Flüchtlings-
familie in unsere Einrichtung gekommen
sind.Als es schon gut angelaufen war,war
es eine schöne Gelegenheit, dieses Pro-
jekt dann auch beim Visitationstreffen
mitWeihbischof Melzer vorzustellen, bei
dem das Thema Flüchtlingskinder und
ihre Familien ein Schwerpunktthema war.
Dadurch zog das Projekt dann auch noch
weitere Kreise.Doch nun vonAnfang an.
Eine Skizze der Problematik wurde
erstellt und los ging es
Wichtig war für uns, dass die Kinder
nicht nur als Zuhörer dasitzen, sondern
das Thema miterleben und mitgestalten.
Wir entschieden uns dafür, das Thema an
Hand der Elemente Feuer (Krieg),Wasser
(Flucht) und Erde (Ankommen) aufzu-
greifen und zu gliedern sowie mit Dingen
zu verknüpfen, mit denen die Kinder in
ihremalltäglichenLeben konfrontiert wer-
den.UmdieElemente besser darstellen zu
können,wurden hierzu viele verschiedene
Experimente durchgeführt, zumTeil auch
von den Kindern selbst ausprobiert.Dazu
fanden gemeinsameGesprächskreise statt,
zumBeispiel Gespräche darüber, wie die
Menschen über das Meer kommen - nicht
mit einer Fähre oder einem Luxusdamp-
fer, sondern im Gegenteil in ganz vielen
kleinen Booten,die vollkommen überfüllt
sind. Dabei wurde den Kindern auch die
Gefahr des Meeres bewusst.
Während des Projektes war uns wichtig
zu zeigen, dass die Elemente Feuer und
Wasser für Menschen nicht nur immer
schlecht sind, sondern dass Wasser und
Feuer auch gut für die Menschen sind. So
spendet Feuer zumBespiel Licht bei Ge-
burtstagskerzen oder am Adventskranz.
Wasser benötigen wir zum Trinken, Wa-
schen oder Schwimmen.
Ein besonderer Höhepunkt des
Projektes…. ein Haus brennt ab
Einen dramatischen „Höhepunkt“ er-
reichte das Projekt,als wir beschlossen ein
Haus aus lauter kleiner Hölzer zu bauen
und dieses abzubrennen! Damit wollten
wir den Kindern die Gefahr von Feuer
besser verdeutlichen und ihn zeigen, was
eigentlich genau passiert, wenn ein Haus
abbrennt, das vorher mühsam aufgebaut
wurde.Vorher wurden alleMenschen aus
dem Haus geholt. Den Kindern war zu-
nächst klar, dass die Feuerwehr gerufen
werdenmuss.Aber was ist wenn keine Feu-
erwehr kommt oder es keine gibt die sich
darum kümmert den Brand zu löschen?
Als den Kindern das klar wurde, waren
alle sehr traurig.
Was nun ? - Ein neues Haus entsteht…
Ein noch viel schöneres Haus sollte es
sein, ein Haus wo viele Menschen Platz
haben, ein Haus was bespielbar ist und
was die Kinder selber gestalten können.
In den nächsten Tagen wurden Kartons
mitgebracht und ein großesHaus entstand.
So konnten die negativen Erfahrungen
undEmpfindungenmit Hinblick auf etwas
Positives hinter sich gelassen werden.
Anfangs war das Haus noch leer und
trostlos. Hier stellten wir wieder den Be-
zug zu den Flüchtlingen her: Wie ist es,
wenn man als Flüchtling oder Fremde in
einem neuen Land ankommet und eine
neue Bleibe sucht? Die Menschen konn-
ten auf ihrer Flucht ja nichts mitnehmen.
So wollten die Kinder in dem Haus auch
nicht wohnen. Dieses musste erst einmal
wohnlicher gemacht werden.Sowurdemit
Pinsel und ganz viel Farbe aus dem einst
grauen trostlosen Haus ein buntes Haus
gestaltet. Mit Möbeln und ganz vielen
anderen Menschen kehrte Leben in das
Haus ein und wurde so von den Kindern
als neues Puppenhaus gesehen.
Nebenbei gewannen die Kinder beim
Hausbau auch einen kleinen Einblick in
die Bilder des Malers Friedensreich Hun-
dertwasser und gestalteten ihrTraumhaus
Flucht über das Meer
Wir lassen keinen im Regen stehen!
Flüchtlinge als Projektidee – warum eigentlich nicht ?
P R A X I S K O N K R E T
Fortsetzung auf Seite 23
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